Rezension

Nachdenklich stimmend

Atmen, bis die Flut kommt - Beate Rothmaier

Atmen, bis die Flut kommt
von Beate Rothmaier

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Roman mit überraschenden Wendungen

Konrad, Comiczeichner und alleinerziehender Vater schlägt sich durchs Leben. Ständig denkt er an seine verflossene Beziehung Paule. Paule, so faszinierend, so geheimnisvoll. Paule, die ihn und das Kind kurz nach dessen Geburt verlassen hat. Konrad liebt die kleine Lio und doch ist er mit der Situation überfordert. Ein Leben zwischen Windeln und Brei, ein Leben mit einem Kind, das anders ist als andere. Ein Leben mit Lio, das sein bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellt. Konrad braucht Zeit, Aufträge, Geld. Er sehnt sich nach einer festen Beziehung, nach Nähe, nach Liebe und doch muss er sich immer um Lio kümmern. Lio ist behindert und Lio benötigt besonders viel Zeit und Aufmerksamkeit. Konrad holt sich Hilfe vom Amt und schliesslich gibt er das Mädchen in ein Heim. Doch anstatt endlich seine so von ihm geforderte Freiheit zu geniessen, sehnt er sich nach seiner Tochter und holt sie wieder ab. Der Kreislauf beginnt von neuem. Letztendlich weiss er nur noch einen Ausweg. Er will mit Lio ans Meer fahren, will dort den ihn zermürbenden Kreislauf aus Liebeshunger, Geldsorgen und Fürsorge ein Ende bereiten, doch dann. Ja, dann kommt alles anders. 

"Atmen, bis die Flut kommt" ist eine kleine Sensation. Beate Rothmaier gelingt es, den Leser mit ihrer intensiven Sprache zu fesseln. Man spürt die grosse Verzweiflung Konrads, der vollkommen überfordert ist, der froh sein will, als Lio im Heim ist und dann seine Sehnsucht, als er wirklich allein ist. Seine Gefühle, seine Zwiespältigkeit. Das Buch ist ein Roman über das Anderssein. Es berührt, ist eine packende Geschichte und auf alle Fälle ein Buch, das mich nachdenklich zurücklässt.