Rezension

Nachfolger von "Der Mandant"

So wahr uns Gott helfe - Michael Connelly

So wahr uns Gott helfe
von Michael Connelly

Bewertet mit 5 Sternen

Der Anwalt Mickey Haller steht vor dem vielleicht spektakulärsten Fall seiner Karriere: der Verteidigung des unter Mordanklage stehenden Hollywood-Tycoons Walter Elliot. Dem ermittelnden Detective Harry Bosch ist Haller zunächst ein Dorn im Auge, doch als Hallers Ermittlungen auf die Spur des Killers führen, wendet sich das Blatt. Gemeinsam nehmen sie die Fährte auf und kommen der Wahrheit gefährlich nah.

Eigentlich war sich Mickey Haller noch gar nicht wieder im Klaren, ob er überhaupt wieder als Anwalt arbeiten wollte. Als er dann unerwartet die Klienten eines ihm bekannten Anwalts erbt, muss er sich entscheiden, ob er sie in der Luft hängen lässt oder doch wieder in die Arena tritt und sich für nun seine Mandanten einsetzt. Zusammen mit seiner Exfrau und deren Freund, einem hochgradig effizienten Ermittler wälzt er die Akten und entscheidet, welche Fälle er weiter vertritt und welche er abgibt. Dringend ist der Fall des Filmmoguls Walter Elliott, der angeblich seine Frau und deren Geliebten erschossen haben soll. Schon steht er wieder im Ring uns schwingt seine imaginären Fäuste gegen das Establishment und diejenigen, die etwas zu vertuschen haben.

Man merkt die Detailkenntnis Michael Connellys, welche sich immer wieder in genauen Beschreibungen von Gerichtsvorgängen und Anwaltsprozederen niederschlägt. Nie hat man den Eindruck von Schaumschlägerei oder sinnlosem Gefasel - eher im Gegenteil, eindrucksvoll bekommt man die Tücken des amerikanischen Rechtswesens präsentiert. Fristen, die eingehalten werden müssen, Mandanten, die man einfach so erben kann und vor allem die Beweise, die fast niemals hieb- und stichfest sind. In Amerika gilt ein Angeklagter unschuldig, bis die Schuld erwiesen ist, manchmal ist aber beides schwer zu beweisen. Schnell vergräbt sich Mickey in dem Fall, immer nach hinten auf seine Feinde schauend, denn irgendetwas haftet dem Fall an, was er nicht benennen und erkennen kann. Merkwürdige Vorgänge fangen im Kleinen an, bis sie zu lebensbedrohlichen Situationen werden. Mickey versucht ständig, seine Fälle im Auge zu behalten, was ihm manchmal sehr erschwert wird, kleinste Details fehlen, die möglicherweise eine wahre Lawine ins Rollen bringen.

Spannend ist es - und wie gewohnt unvorhersehbar. Jedesmal, wenn man meint, das war es jetzt, kommt wieder etwas Unerwartetes. Wie Kaninchen aus dem Hut so zaubert der Autor Indizien, Beweise und Geständnisse ans Tageslicht. Menschen sind einfach nicht das, was sie sein wollen oder den anderen glauben machen, was sie sind. Mickey steht an einem Scheidepunkt, man merkt seine Zweifel an dem ihm gewählten Beruf, an seinen Fällen und vor allem an seinen Mandanten. Dazu kommt noch ein Wiedersehen mit Harry Bosch, der auf seine unnachahmliche Art wieder ermittelt. Beide geben sich entscheidende Hinweise, haben aber genauso ihre Geheimnisse. Natürlich ist das Ende unerwartet und beweist wieder einmal, dass in keiner Gesellschaftsschicht nur ehrbare Leute vertreten sind. Der Hauptteil des Buches spielt zwar vor Gericht, aber auch als Laie erklärt Connelly ausführlich die Aspekte des Gerichtswesens, ohne allzu belehrend zu werden.