Rezension

"Nachl im Himml"

Nagel im Himmel - Patrick Hofmann

Nagel im Himmel
von Patrick Hofmann

Die grundsätzlich sehr interessant erzählte Geschichte um das sächsische Mathematikgenie Oliver, welcher bereits als Kind auf eine sogenannte Spezialschule für Mathematik geschickt wird und später zu den Sternen greift, indem er versucht die Riemannsche Vermutung zu beweisen, konnte mich zwar nicht über das komplette Buch hinweg überzeugen, bleibt aber trotzdem stark in der Grundidee.

Der Plot verfängt sofort von Beginn an. Großartig verwebt Hofmann mathematische Themen mit der Geschichte von Oliver. Gerade die Gratwanderung zwischen Genie, Wahnsinn und Schicksal in der theoretischen Mathematik schält der Autor grandios heraus. Auch die Hürden, die in der Grundlagenforschung genommen werden müssen, ohne "schnelle" Lösungen aufweisen zu können, bannt Hofmann in seinem Roman. Mathematikinteressierte Leser werden sich hier über die ausführlichen Beschreibungen freuen. Leider schwächelt der Mittelteil meines Erachtens ein wenig. Die emotionale Spannung wird aber vor allem zum Ende hin immer mehr verstärkt, sodass ich das Buch auf den letzten 80 Seiten gar nicht mehr weglegen wollte.

Ein massiver Kritikpunkt stellt für mich die Entscheidung des Autors dar, weniger intelligente, faule und in ihren Ansichten zweifelhafte Charaktere durch starken sächsischen Dialekt zu brandmarken. Dass es auch an Hochschulen durchaus hochintelligente Menschen gibt, die sich nicht darum scheren, ob sie nun Hochdeutsch oder im Dialekt sprechen, ignoriert der Autor vollkommen. So wird leider das Klischee vom dummen, faulen, voreingenommenen und auch asozialen "Ossi" vollständig bedient. Zum Teil waren die Dialoge im Sächsischen einfach zu anstrengend zu lesen und haben dem Roman den Lesefluss über weite Strecken geraubt.

Grundsätzlich gefällt mir also die Idee, diesen filmreifen Plot in Sachsen anzusiedeln, andererseits wurde hier zu stark in Schubladen gedacht. Ein großer Pluspunkt bleibt das gekonnte Einbinden der Mathematik. 3,5 Sterne meinerseits dafür, mit einem wohlwollenden Schubs nach oben. ;)