Rezension

Nackter Mann im Sandkasten.

Dem Tod auf der Spur - Michael Tsokos, Veit Etzold, Lothar Strüh

Dem Tod auf der Spur
von Michael Tsokos

Bewertet mit 4 Sternen

Im Buch schildert Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner dreizehn spannende und spektakuläre Todesfälle, die allesamt von ihm untersucht wurden. Er führt in das Thema ein und erläutert seine Vorgehensweise, erklärt wie ein typisches Obduktionsprotokoll aussieht, wie man erkennt, ob jemand Suizid begangen hat oder getötet wurde.

Nachdem ich schon ähnliche Bücher gelesen hatte (Benecke, Riepertinger) und zuletzt vom Fitz-Tsokos-Band "Abgeschnitten" ziemlich begeistert war, hatte ich mir nun mal vorgenommen, ein Tsokos-Buch mit echten Fällen zu lesen. ("echte Fälle" im Vergleich zu "Abgeschnitten") Durch den download etc. hat man das Buch ziemlich schnell in den "Händen" - also im eBook-Reader. (Entweder geht man über den Reader + Wlan online, oder man verbindet den Reader mit dem Laptop.)

So konnte ich nun also endlich loslegen mit dem Lesen. Im Buch sind verschiedene Fälle vorhanden, so sind u.a. Fälle namens "Das Skelett auf der Rückbank", "Nackte Tatsachen", "Untergetaucht" oder auch "Der Fall Jessica" enthalten. In den verschiedenen Fällen schildert der Autor zuerst einmal, wie der bzw. die Tote aufgefunden wurden und wie man sich dann weiter darum kümmert und die Leichte in der Rechtsmedizin obduziert, auf welche Details man achtet, woran man beispielsweise erkennt, ob eine Person zum Zeitpunkt des (vermeintlichen) Todes noch gelebt hat. (Oder ob der Person erst danach Gliedmaßen abgetrennt wurden, etc.)

Er schildert die Fälle recht ausführlich und gut nachvollziehbar, für meinen Geschmack kommen jedoch zuviele medizinische Begriffe vor. (Ist einfach mein Empfinden!) Die Schilderung der Fälle finde ich grundsätzlich sehr gut und interessant, so erfährt man auch spätestens zum Ende des Falls, wie der Mann, dessen Skelett auf der Rückbank im brennenden Auto gefunden wird, ums Leben kam. Im Buch kamen gefühlt mehr Suizid-Fälle vor, als andere Tötungsdelikte. Generell gehen die Geschichten nicht unbedingt "unter die Haut", ein Explosionsfall hat mich nicht so gut schlafen lassen, was wohl daran lag, dass hier Parallelen zu einem Fall in der Gegend vorlagen und dass ich es abends im Bett gelesen habe. Solche Bücher dürfen normalerweise mein Schlafzimmer nicht betreten. ;)

Was mich extrem berührt hat war der geschilderte Fall Jessica. Hier war im Jahr 2005 die siebenjährige Jessica wegen Unterernährung an Erbrochenem verstorben, die Eltern hatten das Kind unter miserablen Umständen "wie ein Tier gehalten", in einem abgedunkelten Raum, mit abgestellter Heizung (konnte nicht verstellt werden - mit Kabelbindern gesichert) und ein einer mit Kabelbindern "gesicherten" Windel. Die Schilderungen wie das Mädchen von den Eltern behandelt wurde und wie es dann von Michael Tsokos obduziert wurde, haben mir Gänsehaut "verursacht". Ich war einfach nur noch fassungslos, als ich das alles gelesen habe. (Natürlich habe ich damals den Fall mitbekommen, jedoch nicht so intensiv wie nun durch die Obduktionsschilderung bzw. deren Ergebnisse.)

Mir hat das Buch insgesamt recht gut gefallen, die Fälle waren gut nachvollziehbar geschildert, man kam gedanklich gut mit. Die vielen Fachbegriffe waren für meinen Geschmack einfach etwas zuviel (bei anderen Autoren empfand ich dies eben als nicht so viel), entsprechend ziehe ich hier einen Stern ab, vergebe also 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.