Rezension

Nah an der Realität gebaut

Verity heißt Wahrheit - Jeannie Waudby

Verity heißt Wahrheit
von Jeannie Waudby

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Dystopie, die der heutigen Situation nicht ähnlicher sein könnte. Die Autorin hat mit ihrem Werk ein Roman geschaffen für Jugendliche, welcher nicht eindeutiger sein kann. Zwischen zwei Seiten pendelt die junge Protagonistin hin und her und weiß langsam selbst nicht mehr, was Wahrheit oder Lüge ist...

Es gibt die Brotherhoods und die Residents - es ist eine Zeit, die von Misstrauenrst und Gewalt geprägt ist. Auch K hat es hier nicht leicht, sie schlägt sich alleine durchs Leben, da ihre Eltern bei einem Bombenanschlag der Brotherhoods ums Leben kamen und ihre Großmutter auch erst das Zeitliche gesegnet hat. Als erneut ein Bombenanschlag geschieht, wird sie von Oskar gerettet - dieser gehört scheinbar der Polizei an und schleust die 16-jährige als Spionin bei den Brotherhoods ein. Somit führt sie ein Doppelleben als Verity und K, denn sie muss sich als eine von ihnen ausgeben. Die Radikalen wollen aber eigentlich ihren Tod - oder? Oder wurde sie belogen? In Greg sieht sie keinesfalls einen kaltblütigen Killer und auch nicht in ihren neugewonnenen Freunden und Mitschülern. Bald weiß K nicht mehr, wem oder was sie überhaupt noch trauen kann.

Ohne zuviel auf die Hintergründe einzugehen, katapultiert die Autorin den Leser direkt ins Geschehen hinein. Man wird mit K auf dem Bahnhof Zeuge, wie ein erneuter Bombenanschlag geschieht - scheinbar von den Brotherhoods verübt. Erst dann lernt man die Protagonistin an sich kennen, wie sie einsam ihr Leben führt, keiner mehr ihrer Familie hat und alles meistert. Die einzige Bezugsperson ist hier die Sozialbearbeiterin Sue. Doch nun hat sie Oskar, er hat ihr das Leben gerettet, er ist Polizist, bei ihm fühlt sie sich sicher. Dieser schleust sie auch in das Institut ein, auf welchem K als Verity die Schule machen kann bei den Brotherhoods. Sie soll für die Polizei der Residents spionieren, wer hier zu einer militanten Zelle gehört. Mehr und mehr lernt man mit ihr die Leute dort kennen und fragt sich, wer zu solch einer Zelle gehören könnte. Doch wie auch K bzw. Verity, sieht man in keinem eine größere Gefahr. Sicher - es sind alle angefressen von ihren Überzeugungen, aber nicht derartig, dass man Anschläge verübt. Wer also ist hier der Bösewicht an der ganzen Sache?

Die Autorin hat einen schönen, fließenden Schreibstil, der es einem ermöglicht, an einem Stück weiterzulesen. Es ist einfach, von Zeile zu Zeile zu springen und man wird auch schnell warm mit den Charakteren und der Story. Ich persönlich konnte das Buch kaum weglegen, ich war zu sehr gespannt, wohin das Ganze führt und was nun wahr ist an der Story.

Erschreckend finde ich den Zusammenhang an unserer aktuellen Situation - das lässt einen leider etwas sauer aufstoßen, aber man kann die Augen nicht verschließen. Die Bilder sind gleich oben, dennoch ist dieser Roman eine Fiktion der Autorin, wenn auch sehr nah an der Realität gebaut. Wer weiß, ob nicht wirklich bald eine solche Spaltung herrscht oder es bereits so im Untergrund ist?

Auf jeden Fall war es interessant, die Entwicklung von K bzw. Verity mitzuverfolgen und sie sie immer stärker wird in ihrem Bewusstsein. Auch wie sie mit ihren neuen Freundschaften umgeht und was daraus wird, das Buch wird keinesfalls langweilig und verspricht gute Unterhaltung. Das Ende ist hier gut gewählt, auch wenn es etwas überstürzt kommt - abwegig ist es damit aber nicht!

Eine klare Leseempfehlung für die jungen Dystopiefans unter uns kann ich hier geben, die sich aber nicht gleich erschrecken, wenn sie einen Zusammenhang zur aktuellen Situation herstellen und trotzdem gerne in ihrer Fantasie verweilen, in dieser gut unterhalten werden möchten!