Rezension

nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint...

Verity heißt Wahrheit - Jeannie Waudby

Verity heißt Wahrheit
von Jeannie Waudby

Zitat:
„Mein Herz fängt wild zu schlagen an und mein Kopf wird wattig. Wenn ich den heutigen Tag überstehe, ohne mich zu verraten, ist es ein Wunder.“
(S.114)

„Tränen steigen mir in die Augen. Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich nie geweint. Das muss aufhören.“
(S.216)

Inhalt:
K lebt in einer zwiegespaltenen Gesellschaft. Die Residents fühlen sich von den Brotherhoods bedroht. Denn immer mehr Opfer fallen den terroristischen Anschlägen der Hoods zum Opfer. K hat eine klare Einstellung zur Gegenseite, denn sie ist ein Resident.

Auch K entkommt auf dem Weg zur Schule in der U-Bahn nur knapp dem Tod. Die Bombe war zerstörerisch. Viele Menschen müssen sterben. Doch Oskar kommt ihr zu Hilfe und kann sie retten. K fasst Vertrauen zu Oskar, einem Polizisten. Und so erklärt sie sich bereit, als Spionin bei den Hoods eingeschleust zu werden. K wird zu Verity Nekton.

Was K hier erlebt, bringt ihre Weltanschauung völlig durcheinander. Denn plötzlich scheint nicht mehr sicher zu sein, was sie bisher glaubte. Sind die Guten wirklich gut, und die bisher für böse Geglaubten wirklich schlecht? K alias Verity beginnt zu zweifeln. Sie geht Risiken ein und die Entdeckung droht. Sie befürchtet, Greg, zu dem sie sich wirklich hingezogen fühlt, in Gefahr zu bringen. Was Verity selbst erst fast zu spät bemerkt… Sie selbst ist in allergrößter Gefahr!

Meinung:
„Verity heißt Wahrheit“ hatte ich nicht unbedingt auf meinem Leseplan. Dennoch hatte ich diese interessanten Informationen zum Buch in meinem Hinterkopf, die mir sagten, dass ich es lesen muss. Nun, da das Buch bei mir angekommen war, konnte ich mich also direkt in die Geschichte stürzen. 

Und so wurde ich in eine Welt geworfen, die mir erstmal sehr fremd erschien. Verschiedene Ereignisse in der Vorgeschichte zum aktuellen Geschehen haben dazu geführt, dass sich die Gesellschaft gespaltet hat. Auf der einen Seite haben wir die Residents, denen auch K, später verdeckt als Verity, angehört. Meine Sympathien waren klar verteilt. Denn die Brotherhoods scheinen das Böse gepachtet zu haben. Jeder hat Angst vor ihnen, denn viele Menschen sterben bei ihren Anschlägen.

Es war für mich absolut nachvollziehbar, dass K sich überzeugen lassen konnte, in die Welt der Brotherhoods infiltriert zu werden. Mit dem Ergebnis hätte ich jedoch nicht unbedingt gerechnet. Denn plötzlich gerät sie in Situationen, die sie sich so sicherlich niemals vorgestellt hatte. Sie erlebt als Verity die andere Seite der Medaille… Die vermeintlich bösen Brotherhoods lernt Verity als Menschen mit all ihren Gefühlen kennen. Von dieser Seite betrachtet sieht die Welt für Verity völlig anders aus, ihre anfangs festgefahrene Meinung wandelt sich zusehends. Gewissensbisse und Zweifel nagen an Verity. Die Ereignisse erscheinen ihr auf der einen Seite reell, fühlen sich andererseits dennoch teils irrational an. Verity weiß nicht mehr, was richtig und falsch ist.

Jeannie Waudby beschreibt eine Welt, die mich teilweise fassungslos machte. In jeder Gesellschaft findet man Menschen, die für die andere Seite Verständnis aufbringen können. Doch auch in „Verity heißt Wahrheit“ gibt es diese radikalisierten Märtyrer, die ihre Taten mit seltsamen Idealen entschuldigen und rechtfertigen. Der Bezug der Geschichte zu aktuellen Ereignissen in unserer Jetzt-Welt könnte gar nicht aktueller sein. 

Der Schreibstil von Jeannie Waudby ist flüssig. Immer wieder werden entsprechende Spannungsspitzen gesetzt, die aufkommenden Entwicklungen hielten mich fest an den Seiten. Mitunter fühlte sich die eine oder andere Handlung etwas konstruiert an und der Verlauf holpert teilweise auch etwas, was die Leselust allerdings kaum verringert. Die Beziehungen zwischen den Charakteren wirkten zeitweise etwas unwirklich, mit steigender Seitenzahl konnte ich mich darauf aber gut einlassen. Die in der Gegenwartsform aus Veritys – anfangs Ks – Perspektive erzählte Geschichte konnte mich auf jeden Fall sehr gut unterhalten.

Jeannie Waudby versäumte es auch nicht, immer wieder eine etwas überraschende Wendung in ihre Geschichte einzubauen und hat so den Neugierpegel erhöhen können. Auf jeden Fall nimmt die Geschichte fortlaufend immer mehr Fahrt auf, so dass ich mitfiebern konnte und kaum von den Seiten kam.

Verity ist eine Protagonistin, die grundsätzlich schon die richtigen Stärken mitbringt, um in der Handlung bestehen zu können. Ihre teilweise Naivität gleicht sie dabei mit einer enormen Zielstrebigkeit nahezu aus. Ihre Gefühle konnte ich ihr wirklich abnehmen, abgesehen von Kleinigkeiten wirkte sie auf mich authentisch.

Zum Ende hin steigert die Autorin die Spannung nochmals auf einen hohen Level, lässt die Geschichte dann beruhigend ausklingen. Abschließend kann ich auf jeden Fall sagen, dass es sich für mich gelohnt hat, „Verity heißt Wahrheit“ zu lesen.

Urteil:
„Verity heißt Wahrheit“ zeigt einmal mehr, dass manche Dinge nicht so eindeutig sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen und erst nach einem Blick hinter das große Ganze die Wahrheit zum Vorschein kommt. Meine Lesestunden in Veritys Welt sind mir definitiv solide 4 Bücher wert.

Alle, die Konflikten nicht aus dem Weg gehen, der Wahrheit ins Auge sehen können und dabei stetig ihr Ziel im Blick haben, sind bei „Verity heißt Wahrheit“ absolut richtig.

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