Rezension

Nahegehend - poetisch - befremdend - wunderbar!

Schwimmen mit Elefanten - Yoko Ogawa

Schwimmen mit Elefanten
von Yoko Ogawa

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte handelt von einem stillen, sehr in sich zurückgezogenen Jungen, der mit seinem jüngeren Bruder bei seinen Großeltern aufwächst. Seine einzigen Freunde sind für alle anderen Menschen „imaginär“. Es ist der tote Elefant Indira, der einst als Jungtier auf einem Kaufhausdach für Bespaßung der Kunden sorgte, irgendwann aber zu groß für den Abtransport wurde und so ein kurzes freudloses Leben angekettet auf dem Hausdach führen musste – und der Geist des Mädchens Mira, das in einem Spalt zwischen zwei Häusern wohnt. Bei seiner Geburt waren die Lippen des Jungen verwachsen und mussten operativ geöffnet werden, in der Schule wird er wegen seiner Narbe gehänselt. Viel Schönes passiert nicht in seinem Leben, bis er bei einem alten Hausmeister das Schachspiel erlernt … in jeder Partie eröffnet sich ihm, dessen Leben sich auf so kleinem Raum abspielt nun ein wahrer „Ozean“ …

Ein wunderbarer, nachdenklich machender Roman über die Poesie des Schachspiels Leben und das Sterben als Erlösung.

Mich begeistert die zurückhaltende schnörkellose schöne Sprache, transportiert der Roman das für mich „typisch“ Japanische Wesen, das ich auch bei Murakami liebe. Ein wenig geheimnisvoll beginnt die Geschichte, es es wird kein Ort genannt und auch der Name des Jungen fällt nie. Irgendwo bleibt einem alles sehr fremd und mystisch. Ich verstehe die Geschichte so, dass es neben dem Hauptthema Schach und der Poesie und Vielschichtigkeit dieses Spiels auch um das Thema Einsamkeit, Gefangensein im Leben geht - aber dieses Buch ist voller Metaphern und Deutungsmöglichkeiten ... Ähnlich wie autistische Menschen lebt der Junge lebt in seiner eigenen Welt, aus der er nicht ausbrechen kann und will.

Sehr lesenswert und voller Überraschungen!

Ich fühle mich ( obwohl die Geschichten doch im Grunde völlig andere sind ) an 
"Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli" von A. S. Greer und auch an "Der Schachautomat" von Robert Löhr erinnert. 
Wem dieses Buch gefallen hat, der sollte auch diese beiden Romane unbedingt lesen!