Rezension

Naja...

Blessed - Für dich will ich leben
von Susanna Ernst

Bewertet mit 3 Sternen

Mit Blessed hat sich Susanna Ernst an eine etwas andere Geschichte herangetraut. Sind ihre anderen von ihr erschafften Figuren allesamt sehr lebendig, sehr real und sehr menschlich, handelt es sich hier um etwas völlig anderes, was ihr, bedingt, gelungen ist.
Noah ist anders. Er gilt als gefährlich, gewalttätig und wird dementsprechend gemieden. Niemand hat Lust sich mit ihm anzufreunden, oder auch nur in seine Nähe zu kommen. Er wirkte nicht nur auf sein Umfeld, sondern auch auf mich sehr unnahbar und undurchsichtig, und dies, obwohl ich ja von vorne herein wusste, um welche Art von Figur es sich bei ihm handelte. Was mir gut gefallen hat ist, dass er ab und an selbst zu Wort kam. In solchen Szenen beschrieb er die Vorhergehensweise und teilte dem Leser sehr viel von seinem Inneren mit. An diesen Stellen hatte ich Mitleid mit ihm, denn sie zeigten, dass sich hinter dieser harten Schale ein verletzlicher, unverstandener junger Mann verbirgt, der sein Herz auf dem rechten Fleck hat, was nur niemand mitbekommt, weil sie sich eben nicht mal die Mühe machen. Die Vorurteile, die von wirklich jedem geglaubt wurden, haben den Protagonisten zum Einzelgänger gemacht. Hier sollte man sich selbst mal fragen, inwieweit man vielleicht auch schon mal allein durch Hörensagen jemanden ausgrenzte, ohne sich selbst ein Bild zu machen. Diese Thematik, dieser Denkanstoß ist der Autorin genauso gut gelungen, wie auch jene, die im Laufe des Buches noch auf einen zukommen werden.

»"Du solltest mich nicht lieben." Damit küsste er mich wieder. "Aber ich bin so verdammt froh, dass du es tust."«
Zitat aus: "Blessed, für dich will ich leben"

Die Schreibweise ist genau so angenehm zu lesen, wie immer. Allerdings habe ich schon bemerkt, dass es einfach etwas völlig anderes ist, als alle anderen Geschichten, die ich bisher von Susanna Ernst gelesen habe - Und ich kenne sie alle. In Blessed schafft sie es tatsächlich ihren Worte etwas jugendliches zu geben, womit sie ihre Zielgruppe natürlich richtig gut trifft.
Bedauerlicherweise muss ich sagen, dass mich die Umsetzung dieser Geschichte nicht ganz überzeugen konnte. Zuerst wurde ich über die gesamten Seiten nicht richtig mit Emily warm. Dadurch dass sie die Hauptperson ist, war dies nicht gut für meinen weiteren Lesefluss. Emily hat mich genervt. Sie ist mir für ihr Alter viel zu naiv. Ihre Handlungen habe ich nicht verstanden. Ganz besonders am Anfang, als sie auf Noah trifft, habe ich es nicht nachvollziehen können, warum sie unbedingt mir ihm befreundet sein möchte. Eben warum sie ihn so unglaublich anziehend findet, obwohl er sich ihr gegenüber alles andere als nett verhält. 
Der weitere Verlauf war mir an einigen Stellen etwas zu sehr in die Länge gezogen, was mich schon ein bisschen langweilte und auch die Liebesgeschichte war mir leider too much, da sie in meinen Augen einfach kitschig rüber kam. Das Ende hingegen hat mich wieder freundlicher gestimmt, da es diese Geschichte einfach richtig schön zum Abschluss bringt.

Fazit:
Ich kann sagen, dass mir Blessed schon gefallen, mich aber nicht so berührt und vom Hocker gehauen hat, wie Susanna Ernsts andere Romane es grundsätzlich schafften. Von mir war in diesem Roman von allem ein bisschen zu viel, als es nötig gewesen wäre: Zu viel Kitsch, zu viel Drumherum. Doch ich fand den Plot genauso toll, wie auch die, wie immer, angenehme Schreibweise der Autorin. 
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass jüngere Leser ihre helle Freude mit Noah und Emily haben werden.

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