Near Future Fantasy-Thriller für Leser:innen ab 15
Bewertet mit 4.5 Sternen
Die Vorgeschichte
Jarven Schönwald, die in Band 1 der Trilogie als 14-Jährige ins Königreich Skogland gelangte, steht inzwischen als Nichte des Königs Magnus an dritter Stelle der Thronfolge, nach ihrer Mutter und ihrer Cousine Malena. Skogland besteht aus einem nördlichen und einem südlichen Teil, deren Bewohner sich äußerlich deutlich unterscheiden. Der Nordteil verfügt über Bodenschätze, allein im Südteil findet Wertschöpfung durch Verarbeitung statt. Der Nord-Süd-Konflikt wurde bisher durch Nachrichten über Attentate der Nordländer und offenen Rassismus vom wirtschaftlich dominierenden Süden am Kochen gehalten. Kurz vor Beginn des dritten Bandes hatte es einen Putsch gegen den König und die demokratisch gewählte Regierung gegeben.
Inhalt
Yarven und ihre gleichaltrigen Freunde Joas und Ylva erleben zwar eine Demokratisierung des Schulsystems, die Erlaubnis zum Schulbesuch hat die Lage im Norden jedoch nicht gebessert. Im Gegenteil, die Abwanderung junger Arbeitssuchender hat die Lebensgrundlage beider Landesteile verschlechtert. Dem Süden mangelt es vor allem an Respekt gegenüber allen Menschen; es herrscht Abstiegsangst, aus der heraus eine Verbesserung der Lebensbedingungen im Norden unbedingt verhindert werden soll. In den bevorstehenden Ferien wollen die Jugendlichen ein gemeinsames Sommer-Camp auf einer Insel für Schüler:innen aus beiden Landesteilen organisieren. Als Gegenspieler der demokratisch eingestellten Bewohner treten die arisch-patriotische Partei APP auf, die durch Attentate ein Klima der Angst vor den Nordinsulanern erzeugen will und ein einzelner Attentäter, der für seine Mission ein faschistisch begründetes Pamphlet vorbereitet. Die spannende Handlung ist deutlich an das Attentat von Utøya 2011 angelehnt. Unter Einsatz sozialer Medien und Fake-News eskalieren die Dinge; die drei inzwischen circa 17-Jährigen Protagonisten geraten in Lebensgefahr.
Fazit
Kirsten Boie verarbeitet aktuelle politische und soziale Konflikte, die von Faschismus, Rassismus, Klassismus, Propaganda, Verantwortung der Presse bis zur Frage reicht, was Demokratie oder einen Staat ausmacht. Im ersten Band zeigte sich wirkungsvoll, wie die damals 14jährige Jarven Politik zuvor entsetzlich langweilig fand und überraschend gezwungen war, zu den Ereignissen in Skogland eine Meinung zu haben. Die beinahe erwachsenen Figuren wirken in diesem Band weniger individuell, auch die (größtenteils männlichen) Erwachsenen fand ich eher gleichförmig. Der Zuspitzung der Ereignisse konnte ich mich dennoch nur schwer entziehen. Politisch und sozial interessierten Leser:innen ab 15 empfohlen.
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Serieninfo
Zum Verständnis von Jarvens Rolle und des Nord-Süd-Konflikts im Königreich ist meiner Ansicht nach die Kenntnis mindestens des ersten Bandes nötig. Ohne Jarven vorher kennengelernt zu haben, hätte mir dieser dritte Band weniger gefallen.