Rezension

Nette Unterhaltung, nicht nur zur Weihnachtszeit

Tief durchatmen, die Familie kommt - Andrea Sawatzki

Tief durchatmen, die Familie kommt
von Andrea Sawatzki

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:
Ihr Mann hatte von Anfang keine Lust auf Weihnachten. Gundula schon, irgendwie. Dass es eine Menge Mühe bedeuten würde, die ganze Verwandtschaft zu beherbergen und zu bekochen, das war ihr natürlich klar. Aber dass die ganze Sache so aus dem Ruder laufen würde, das hätte selbst Gundula nicht ahnen können. Obwohl schon die etwas unglückliche Gästeliste erste Hinweise darauf lieferte. Denn sie setzte sich zusammen aus Gundulas notorisch abgebranntem Bruder Hans-Dieter mit seiner fettleibigen Frau, ihrer dominanten Mutter und ihrem schwer dementen Vater mit einer Schwäche für alles Weibliche sowie ihrer Schwiegermutter Susanne, die noch immer große Stücke auf ihre erotische Ausstrahlungskraft hielt. Die einzige echte Überraschung für alle Beteiligten allerdings war, dass unter diesen Umständen Gundulas handfeste Ehekrise deutlich an Schärfe gewann ...
Eine Heldin, die mit ihrer Selbstironie, ihrem Mutterwitz und ihrer entwaffnenden Unperfektheit alle Sympathie auf ihrer Seite hat. Und ein Weihnachtsfest, das niemand so schnell vergessen wird.
(Kurzbeschreibung gem. Piper Verlag)

Leseprobe

Meine Meinung:
Nach ihrem Debüt mit dem Roman „Ein allzu braves Mädchen“ legt die Schauspielerin Andrea Sawatzki nun ihr zweites Werk vor.
Diesmal ist es eine Komödie, die zur Weihnachtszeit spielt.
Die Protagonistin Gundula erwartet die gesamte Familie, Eltern, Schwiegermutter, Bruder und Schwägerin zum gemeinsamen Weihnachtsfest.
Schon mit den Vorbereitungen ist sie ziemlich überfordert. Unterstützung erhält sie weder von ihren pubertierenden Kindern noch von ihrem etwas phlegmatischen Ehemann.
Doch es kommt noch schlimmer und das Weihnachtsfest versinkt im Chaos.

Aufgrund der Kurzbeschreibung hatte ich einen humorvollen Roman erwartet, der mich herzhaft zum Lachen bringt.
Die Ereignisse waren aber stellenweise derart überzogen, dass es höchstens zu einem Schmunzeln gereicht hat.
Andrea Sawatzki beherrscht eigentlich einen ziemlich trockenen Humor, der stellenweise auch durchblitzt, aber ich hätte mehr erwartet.
Die Zeichnung der Protagonisten war mir insgesamt auch zu überzogen, wobei mir die Hauptprotagonistin Gundula in ihrer Hilflosigkeit noch am sympathischsten war.
Die Darstellung von Gundulas Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, hat mir auch nicht so besonders gefallen. Mir wurde diese schwere Erkrankung hier einfach zu sehr ins Lächerliche gezogen.

Gut gefallen haben mir die nachdenklichen Momente, in denen Gundula über ihr Leben und ihre Ehe sinniert und schließlich auch das längst überfällige Gespräch mit ihrem Mann sucht.
Auch viele Dialoge zwischen den Familienmitgliedern waren gelungen und ließen Ironie und Witz erkennen.

Diese Persiflage auf das „Fest der Liebe“ ist locker geschrieben, witzig und jeder findet sich selbst und die eigene Familie wahrscheinlich mehr oder weniger irgendwo wieder.
Daher mag sich auch jeder ein eigenes Bild machen, denn nette Unterhaltung, nicht nur zur Weihnachtszeit, ist es allemal.

Fazit: 3 von 5 Sternen
 

© Fanti2412