Rezension

Nettes Büchlein, konnte mich jedoch nicht berühren. 2,5 Sterne.

Als hätten sie Land betreten -

Als hätten sie Land betreten
von Claudia Sammer

Gleich vorweg: Wem "Die Unschärfe der Welt" von Iris Wolff bezüglich Form und Sprache gut gefallen hat, wird mit diesem Büchlein glücklich werden. Aber dazu später mehr.

Claudia Sammer versammelt in diesem Roman sehr viele (meines Erachtens zu viele) Lebensgeschichten verschiedener Frauen aus mehreren Generationen von Oma bis Enkelin. Dass die Handlung in den 1930er/40er Jahren durch die Herrschaft des Nationalsozialismus den dramatischen Drall bekommt, ist tatsächlich für die eigentliche Geschichte zweitrangig. Es geht um Freundschaft und Liebe, sowie verschiedene Lebensentwürfe der Frauenfiguren.

Besonders die ersten Kapitel des Buches machten es mir - durch zu gewollt poetische Formulierungen in der Sprache der Autorin - schwer, im Buch anzukommen. Die Geschichten der Frauen (und auch Männer) konnten nicht so richtig mein Interesse wecken. Zu schnell sprang der Plot zur nächsten Person. Mitunter fragte ich mich, warum jetzt die nächste Vita runtergerasselt wird, wo es doch so viel Interessantes zu schon bekannten Figuren zu vertiefen gegeben hätte. Die Sprache wirkte wirklich zu ausufernd, mitunter schwafelnd. Obwohl das Büchlein so dünn ist und der Plot sowie die Figuren durchaus mehr psychologische Tiefe verdient hätten, wirkten manche Passagen aufgrund der Sprache auf mich sogar langatmig. Leider konnte ich, trotz interessanter Themengebiete, die im Roman angeschnitten werden, nicht berührt werden. Sowohl der Inhalt als auch die Figuren bleiben eine ferne Beobachtung, skizzenhaft. Verluste wirken nicht schlimm, da man nie wirklich nah dran war. Schade.

Hervorheben möchte ich, dass mir die gesamte Buchgestaltung wirklich sehr gefällt und es weiterhin eine Freude ist, das Buch in den Händen zu halten. Und ein Pluspunkt des Buches: Im Nachhinein habe ich beim erneuten Lesen des rück- und innenseitigen Klappentextes festgestellt, dass ich selten einen so präzisen gelesen habe. Auf der Rückseite des Buches wird tatsächlich der gesamte Plot in wenigen Sätzen zusammengefasst und innen kann man einen guten Eindruck der poetischen Sprache des Romans bekommen.

Schlussendlich, da mich Sprache und Form sehr an "Die Unschärfe der Welt" erinnern, gefällt mir persönlich zwar der Roman nicht besonders gut, ist aber trotzdem für Leser:innen, denen das oben genannte Buch gefallen hat, empfehlenswert. Mit viel gutem Willen werden es die 3 Sterne.