Rezension

Nettes Jugendbuch

Die Eisfestung - Jonathan Stroud

Die Eisfestung
von Jonathan Stroud

Als ich das Buch für einen kleinen, netten Preis entdeckt habe und den Namen des Autoren sah, musste ich es einfach nach Hause nehmen. Jonathan Stroud - der Autor, der mich mit seinem Dämon Bartimäus aus der gleichnamigen Trilogie Tränen lachen liess: das muss doch einfach gut sein!

Der Roman kommt eigentlich mit wenigen Personen aus: Die drei Hauptpersonen Emily, Simon und Marcus. Dazu kommt noch ein Burgwächter und später der Vater von Marcus. Sieht man mal von den eher gesichtslosen Polizei und Feuerwehr ab, waren dies eigentlich schon alle. Doch mehr braucht die Geschichte auch nicht, denn was die drei in der Burg alles erleben ist genügend spannend.

Wer von uns hat als Kind oder auch noch als Jugendlicher nicht eine Burg(-ruine) besucht und sich vorgestellt, dort heimlich zu übernachten? Alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, dem Burgwächter an der Nase herumführen und zu für eine Nacht sich ins Mittelalter zurückträumen? Genau diesem Kinderabenteuer hat sich der Autor gekonnt bedient und entwickelt eine simple und dennoch fantasievolle Geschichte. Die drei Charaktere gewinnen schnell  Symphatien, obwohl man ihnen dennoch nicht gleich alles glaubt. Genau die richtige Mischung, die es auch Emily und Simon gegenüber Marcus ergehen sollte.

Sehr toll fand ich auch die Tatsache, dass auf den ersten Seiten eine Skizze, eine Art Bauplan, von der Burg zu finden ist. Es zeigt die verschiedenen Stockwerke mit ihren Grundrissen und den Zimmern, sodass man beim Lesen immer wieder nach vorne blättern kann und sehr gut nachvollziehen kann, wo man sich gerade verbindet. Allerdings ist dem Autor eine dermassen lebhafte Sprache eigen, dass man es auch ohne Plan und mit geringer Raumvorstellung schaffen würde, sich im Kopf selber den Grundriss aufzuzeichnen.

Ohne das grosse Ende verraten zu wollen, sei hier bloss angemerkt, dass hinter der Geschichte von Marcus noch eine weitaus grössere und mächtigere Angelegenheit verborgen liegt, die hier jedoch nur angeklungen wird bzw. erst gegen Ende seine wahre Grösse zeigt. Deswegen fand ich die Bezeichnung Psychothriller für dieses Jugendbuch etwas übertrieben oder dann passend, hätte man diese Hintergrundgeschichte mit Marcus in den Fokus genommen. So wie es ist, liegt der Fokus auf der Burg und dem Abenteuer einzudringen und sie zu verteidigen, was auch niemals spannend wurde. Für geübte Thriller-Leser, glaube ich, bringt es eher keine Gänsehaut.

Schlussendlich kommt die Eisfestung nicht an den Erfolg von Bartimäus an. Dennoch ist es ein tolles Leseabenteuer, besonders für junge Leser, von einem Meister einer lebhaften Sprache!

3,5 / 5 Sterne