Rezension

Neue Lebensansichten

Mohr und die Raben von London - Vilmos Korn, Ilse Korn

Mohr und die Raben von London
von Vilmos Korn Ilse Korn

Bewertet mit 4.5 Sternen

Joe Kling und seine Geschwister haben es in ihrem Leben nicht leicht. Joe ist dreizehn und arbeitet täglich 12 Stunden in der Baumwollspinnerei. Die neu eingesetzten Rechte für Arbeiter und die neuen Gesetze für Kinderarbeit interessieren die Industriebarone nicht. Jeder, der ein bisschen Macht hat, nutzt diese erbarmungslos aus, das muss auch Joes Schwester, die als Dienstmädchen arbeitet erleben. Ihr älterer Bruder Billy hat sich anders entschieden. Er gründete eine Jugendbande am Hafen und zahlt es auf seine Weise den feinen Herrschaften ein. Als Joe zum ersten Mal Karl Marx – den Mohr – trifft, weiß er noch nicht, dass dies ihrer aller Leben für immer verändern wird.

Ein packender Roman, der ein erschütterndes Zeitporträt zeichnet. Mit jeder Seite wird einem bewusst wie teuer unser heutiges Arbeitsrecht erkauf wurde. Karl Marx Ideen kamen nicht von ungefähr. Den Boden für seine Philosophie lernt man hier in eindringlicher Weise kennen. Das Elend von Kinderarbeit, wie sehr die Arbeiter ihren Arbeitgebern und auch direkten Vorgesetzten ausgeliefert waren und wie machtlos Recht und Gesetz – auch selbstverschuldet – waren und wie nüchtern Karl Marx selbst auch gelebt hat, zerreißt einem das Herz, erschüttert das eigene Weltbild und schafft ein völlig neues Verständnis für die oft nur vage bekannten marxschen Theorien.

Ein wichtiges Buch, das einen realistischen Blick auf das frühe Industriezeitalter wirft. Es ist nicht kommunistisch-predigend geprägt, sondern zeigt eher auf, welche Verhältnisse die marxschen Ideen nährten.

Interessant, spannend und informativ – ein Jugendbuch, das man so schnell nicht vergisst. Eine klare Leseempfehlung!