Rezension

Neuer Blickwinkel

Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg - Hans-Jürgen Heinicke, Fred Sellin

Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg
von Hans-Jürgen Heinicke Fred Sellin

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Was vom Leben übrig bleibt, kann alles weg" von Hans-Jürgen Heinicke ist eine gelungene Mischung aus Sachbuch und Autobiographie, die mich unterm Stich begeistert hat. Man erfährt zunächst Allgemeines über den Beruf des Wohnungsauflösers, den persönlichen Werdegang des Autors, natürlich „Fallgeschichten“ und am Ende noch etwas philosophisch angehaucht eine Betrachtung zur Endlichkeit. Es ist ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und den Blick auf die wirklich wichtigen Aspekte des Lebens lenkt!
Er wird gerufen, wenn sich die Familien nicht selbst um die Wohnungsauflösung kümmern können oder wollen. In den Erzählungen wir schnell deutlich, dass der Autor seinen Beruf als Wohnungsauslöser innig liebt. Ein wichtiger Bestandteil ist hier eine Art Schatzsuche. Um solche Schätze zu entdecken verfügt er über eine große Sachkenntnis und Allgemeinbildung, sonst würden „Schätze“ unbeachtet bleiben.
Ebenfalls wichtig ist es ihm ein Gefühl für die Wohnung und ihren verstorbenen Bewohner zu bekommen. Wohnungen erzählen soviel von ihrem Bewohner, nur ist der Blick dafür bei den meisten wohl nicht geschärft genug.
Der Sprachstil ist sehr nah am Leben, gut und flüssig lesbar, aber etwas mehr Emotion hätte auch an mancher Stelle nicht geschadet. Darüberhinaus werden die Wohnungsbesichtigungen so plastisch beschrieben, dass man sie vor eigenen Augen zu sehen scheint. Auch die Menschen scheinen durch die Erzählungen greifbar.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, denn die wirtschaftlichen und menschlichen Aspekte des Wohnungsauflösens sind vielschichtiger als man das erwarten würde!