Rezension

Neuer Modiano

Damit du dich im Viertel nicht verirrst - Patrick Modiano

Damit du dich im Viertel nicht verirrst
von Patrick Modiano

Der alternde Schriftsteller Jean Daragane lebt zurückgezogen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Jemand hat sein verlorenes Adressbuch gefunden und möchte es ihm unbedingt persönlich wiedergeben. Bei dieser Gelegenheit fragt er nach einem Mann, dessen Name im Adressbuch verzeichnet ist. Daragane erinnert sich nicht an ihn. Doch der Fremde insistiert; auch seine Begleiterin bohrt in weiteren Treffen immer wieder nach. Und so kommen schließlich verlorene Kindheitserinnerungen wieder hoch...

Daragane kommt einigen Erinnerungen auf die Spur, doch Gespräche mit anderen Menschen zeigen, dass deren Erinnerungen abweichen. Was ist wahr, was nicht? Gibt es überhaupt eine Wahrheit? Konstruiert jeder Mensch sein eigenes Weltbild und damit auch das, was er für wahr hält? - Solche Fragen werden durch Modianos Bücher häufig angestoßen, und er hat eine große Fangemeinde, die sich seit der Verleihung des Literatur-Nobelpreises noch vergrößert hat. Ich kann mit diesem Autor nicht viel anfangen; ich bin da einfacher gestrickt. Warum werden Ottolini und Chantal eingeführt, von denen wir später nichts mehr hören? Was hat es nun mit dem Mord auf sich? Und weshalb hat Annie den Jungen zunächst vermutlich heimlich mitgenommen und dann allein gelassen? Mir bleiben hier zu viele Fragen offen. Aber Fans des Autors werden sich wohl sehr über dieses Buch freuen, das vermutlich starke autobiographische Anklänge enthält.