Rezension

Nicht alle Handlungen nachvollziehbar, jedoch insgesamt lesenswert

Schicksalsstürme - Melanie Metzenthin

Schicksalsstürme
von Melanie Metzenthin

Bewertet mit 4 Sternen

1428: Am Strand von Heiligenhafen wird ein Schiffbrüchiger angeschwemmt. Man bringt ihn zur Kapitänstochter und Heilerin Brida, die sich seiner annimmt. Als er aufwacht, hat er das Gedächtnis verloren, er weiß weder, woher er kommt, noch wer er ist. Doch seine ersten Worte sind auf Dänisch. Sollte er ein Däne sein? Das wäre fatal, liegt das Land doch gerade im Krieg gegen Dänemark. Erik, wie man ihn bald nennt, versucht alles, seine Identität herauszufinden und so nach und nach hat er Geistesblitze, die ihm Teile seiner Vergangenheit enthüllen. Zwischen Brida und ihm entsteht eine starke Zuneigung, doch kann sie ihm trauen?

Cover und Klappentext könnten einen schnulzigen Liebesroman vermuten lassen, doch das ist dieses Buch beileibe nicht. Melanie Metzenthin ist es gelungen, eine spannende Liebesgeschichte vor einem weniger bekannten historischen Hintergrund zu entwickeln, die zwar vorübergehend etwas an Spannung verliert, als „Eriks“ Herkunft aufgedeckt wird, die aber an dieser Stelle nicht endet sondern neue Spannung entwickelt, als die Dänen handlungsrelevant ins Spiel kommen. Auch liest sich das Buch sehr flüssig, man mag es kaum aus der Hand legen.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, besonders gefallen mir Brida und ihr Vater. Gerade Brida ruht so in sich selbst, dass das ganze Buch durch sie eine wunderbare Harmonie ausstrahlt. Das hat mich sofort gefangen genommen. Auch „Erik“ ist ein interessanter Charakter, bei dem man sich, so lange er sein Gedächtnis verloren hat, ständig fragt, ist das die echte Persönlichkeit bzw. wie wäre er, hätte er den Gedächtnisverlust nicht – und diese Fragen bekommt man später zum Teil beantwortet. Seine Ängste und Zweifel während seines Gedächtnisverlustes sind sehr gut herausgearbeitet, die Autorin lässt uns hier direkt daran teilhaben.

Gefreut habe ich mich, dass auch die Vitalienbrüder eine Rolle spielen, das ist nun einmal ihre Zeit und ihre Gegend, deshalb passen sie auch gut ins Buch. Die Bösewichter der Geschichte sind vielleicht etwas zu überzeichnet dargestellt, aber so kann man sie (zumindest zwei von ihnen) wenigstens auch richtig verabscheuen.

Im Nachwort erfährt man dann noch, was geschichtlich Fakt ist und, da die Autorin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist, auch ein paar Erläuterungen zum Thema Gedächtnisverlust.

Dass das Buch nicht die volle Punktzahl von mir erhält, liegt daran, dass ich einige Handlungsstränge nicht ganz nachvollziehen kann und dass das meine Lesefreude etwas eingeschränkt hat. Nichtsdestotrotz kann ich das Buch empfehlen. Mir selbst hat es auf jeden Fall Lust gemacht, weitere Bücher der Autorin zu lesen.