Rezension

Nicht ganz das epische Abenteuer, das ich erwartet habe

Elfenmagie - Sabrina Qunaj

Elfenmagie
von Sabrina Qunaj

Inhalt
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Das Elfenreich Elvion wurde in zwei Teile gespalten, das Reich der Lichtelfen und der Dunkelelfen. Die Herrscherin der Lichtelfen Alkariel fühlt sich um ihr Land betrogen und versucht alles um Elvion wieder zu vereinen und die gesamte Macht an sich zu reißen.
Der Schlüssel zur Macht könnte das Blut der Halbelfe Vanora sein, die nichtsahnend bei ihrem menschlichen Vater aufwächst. Die Dunkelelfen unternehmen alles um sie zu schützen und vor der Herrscherin zu schützen. Doch eines Tages taucht der geheimnisvolle Glendorfil auf, Vanoras Schicksal scheint sie eingeholt zu haben...

Mein Eindruck
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Zunächst muss ich das objektive Preis- Leistungverhältnis loben. Für 15€ bekommt man hier einen an die 1000 Seiten Wälzer geboten. Allerdings hat der große Umfang seine Vor- und Nachteile. Das Buch ist ziemlich unhandlich und so manches Umblättern wird zur Herausforderung. Dafür werden aber einige Lesestunden geboten.

Frau Qunaj hat ein umfassendes Setting geschaffen und lässt ihre Handlung gleich in drei Welten spielen, die der Menschen, der Licht- und der Dunkelelfen. Innerhalb der ersten 100 Seiten wird der Leser eingeführt und lernt Stück für Stück mehr über die Vergangenheit, Charaktere und Orte. Die Autorin nutzt dafür geschickt verschiedene Erzählperspektiven und räumt den einzelnen Charakteren ausgewogen Platz ein. Ich fand den Auftakt beeindruckend, die Informationen waren nicht überladen, aber umfassend genug um sich ein genaues Bild der Welt und Charaktere machen zu können. Nach der Einführungszeit folgte die eigentliche Handlung und für mich leider Ernüchterung.

Es ist eine Sache möglichst ausführlich über die Gefühlswelt der einzelnen Charaktere zu berichten, aber für mich war das viel zu überladen. Auf jeden kleinen Schritt Handlung folgen seitenweise Gefühlsmonologe in denen jeder zukünftige Schritt hinterfragt und abgewogen wird. Wo bleibt da die Spannung? Worauf soll ich noch neugierig sein, wenn schon vorher alles im Detail zerkaut wurde? Die ersten 300 Seiten ist mir das noch relativ wenig aufgefallen, ich stand in den Startlöchern für ein großes Abenteuer und habe eigentlich nur darauf gewartet, dass es endlich losgeht. Es folgte aber ein Gefühlschaos sondergleichen, Vanora ist hin und hergerissen zwischen zwei potentiellen Geliebten, ihrem Schicksal und muss Entscheidungen treffen, will aber natürlich niemanden verletzten. Das ist schlicht unmöglich. Man kann es im Leben nicht jedem Recht machen und dieser ständige emotionale Spagat, aus eigene Interessen verfolgen und jedem alles Recht machen, ging mir irgendwann doch sehr auf die Nerven.

Für mich hat es sich angefühlt, als wäre der kriegerische Konflikt, die Machtspielchen und das Schicksal des Reiches einfach nur Rahmenhandlung für Vanoras Gefühlschaos. Klar war es schön, dass eine Palette aller möglichen Gefühle vorhanden war. Die Nebencharaktere entwickeln sich, vor allem der Kobold Bienli ist Sympathieträger, aber dann hätte ich genauso gut einen Liebesroman lesen können. Bei etwa 2/3 war meine Geduld überstrapaziert, zu oft wiederholen sich die Konflikte, der wurde wieder verletzt, jemand anderes ist enttäuscht und eigentlich will Vanora ja nur glücklich sein.
Gut fand ich, wie mit ihrer Situation als Schicksalsträgerin umgegangen wird, wie sie sich wehrt und es nicht sang und klanglos akzeptiert. Doch alles was darüber hinausging kam mir vor wie eine emotionale Endlosschleife. Ich habe es als Leser gerne mir auch selbst Überlegungen zu den Charakteren zu machen. In "Elfenmagie" ist dafür aber kein Platz, weil alle Eventualitäten bereits im Monolog vorgekaut werden, sodass einem bloß kein Konflikt entgehen kann.

Deshalb konnte sich für mich kein Spannungsbogen aufbauen und die 1000 Seiten kamen mir sehr, sehr lange vor. Dabei ist die Weltgestaltung so gut gemacht, die Charaktere sind gut gezeichnet und die Ausgangsituation ist fantastisch. Mir fehlte aber das epische Abenteuer, die große Spannung und vor allem Freiraum zum Mitdenken. Es gibt vereinzelt auch Kampfszenen und kriegerische Auseinandersetzungen, doch für mich fühlte es sich zu sehr nach Beiwerk an. Einige der Wendungen waren für mich zu vorhersehbar, aber wie schon gesagt kein Wunder, denn die Wege A, B und C werden dem Leser immer vorgegeben. Die "Überraschung" ist nur, welcher davon gewählt wird.

Fazit
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Ich bin mir sicher, man hätte einiges an Gedankengängen streichen und die Handlung schneller fortschreiten lassen können. Das Gefühls "Hin und Her" und die sich immer wiederholenden Konflikte, haben mich komplett aus dem Lesefluss gerissen. Ich persönlich bevorzuge eine spannendere Handlung und tue mich schwer, hauptsächlich bei Gefühlsregungen mitzufiebern.
Andere Leser werden sicherlich gerade den großen Gefühls und Romantikanteil zu schätzen wissen, doch ich wäre froh gewesen, hätte ich vorher einen Hinweis auf den "Drama"-Anteil gehabt.