Rezension

Wunderschönes Debüt!

Elfenmagie - Sabrina Qunaj

Elfenmagie
von Sabrina Qunaj

Bewertet mit 4.5 Sternen

4,5 Sterne - trotzdem Highlight ;)

"Der Ruf des Schicksals als führendes Licht beleuchtet den dunklen Pfad der Vorbestimmung, lockt mit Wärme und Sicherheit.
Doch es ist kalt, es ist einsam."
S. 971

Zum Inhalt

In einer Gewitternacht erscheint ein unerwarteter Besucher auf dem kargen Hof des Schmieds Briac Larnegie. Seine Absichten sind ungewiss, doch die 11jährige Vanora erkennt schnell, dass er ihr Leben von Grund auf ändern wird.
Ohne Mutter aufgewachsen, hängt Vanora sehr an ihrem Vater Briac, denn Freunde sind in dem kleinen Dorf rar; vor allem, da sich alle von ihr fernzuhalten scheinen. Sie weiß nicht, dass sie in dem schwelenden Krieg der Elfen eine Rolle spielt und sie der Königin Alkariel wieder zur alten Macht verhelfen könnte. Doch sosehr sie bisher auch im Dunkeln gehalten wurde, scheint ihr Schicksal schon lange besiegelt zu sein ...

Meine Meinung

Schon der Anfang hat mich sofort in die Geschichte regelrecht eingesaugt. Allein der Prolog, der erahnen lässt, welch schwerwiegende Entscheidungen bevorstehen und der geheimnisvolle Besucher, der das Leben von Vanora und ihrem Vater in neue Bahnen lenkt, haben einen passenden Start in ein magisches Abenteuer geschaffen.

Abenteuer, genau das ist es, wovon die 11jährige Vanora träumt. Trotzdem sie recht einsam ist, liebt sie ihr Leben an der Seite ihres Vaters und lässt sich von den Hänseleien der anderen Kinder nie unterkriegen. Sie wirkt sehr unschuldig, aber auf eine bezaubernde Art und ihre innere Beharrlichkeit, sich ihren Ängsten zu stellen, macht sie sehr sympathisch. Auch wenn sie sich immer wieder unsicher ist bleibt sie sich selbst treu und zeigt ihre Gefühle, die jederzeit echt und menschlich wirken.

Ihre Geschichte beginnt in der Kindheit und die Autorin spinnt gekonnt den Faden weiter, wie sie und die Welt sich weiterentwickelt - und die Veränderung bei Vanora ist wirklich extrem. Der erzwungene Frieden zwischen den Licht- und Dunkelelfen hängt nämlich am seidenen Faden und Vanora scheint die einzige zu sein, die einen neuen Krieg verhindern kann.

Man erfährt sehr viel über die Zusammenhänge, denn die Autorin erzählt auktorial und wechselt mit den Kapiteln die Sichtweise verschiedener Charaktere. Dabei wiederholt sie sich aber nicht und die Perspektiven sind perfekt auf die weitere Handlung abgestimmt.

Einmal wäre da natürlich Vanora, die zum Spielball der Ingrigen und Machtkämpfe wird, sich aber nicht unterkriegen lässt, auch wenn es ihr schwerfällt
Eamon, der Schattenritter und Sohn des Königs der Dunkelelfen, der einen Krieg verhindern will und sich dabei einem mächtigen Gefühl stellen muss, an dem er beinahe zerbricht
Alkariel, die Königin der Lichtelfen, die Vanora mit allen Mitteln wieder in die Heimat der Lichtelfen bringen möchte, um jeden Preis
Nevliin, der Anführer der weißen Ritter, der sein Leben der Königin verschworen hat. Sein Dasein besteht aus Kampf und Gleichgültigkeit
und Bienli, ein arglistiger Kobold, der nur seinen eigenen Interessen folgt. Er bringt mit seinem vorlauten Mundwerk auch ein wenig Humor in die Geschichte

Die Einflüsse und Beziehungen zwischen den Figuren sind ein großer Bestandteil der Handlung und haben mich sehr fasziniert, manchmal auch zu Tränen gerührt. Dafür meine Hochachtung, denn mit so vielen verwinkelten Schachzüge, die einen immer wieder überraschen und die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langweilig werden lassen, ist der Autorin wirklich ein Glanzstück gelungen.

Die Umstände der Hintergründe sind sehr vielschichtig, werden aber ausführlich beschrieben, so dass man recht schnell einen guten Einblick bekommt.
Die Welt der Elfen und alles, was sie ausmacht, ist auf vielen typischen Merkmalen aufgebaut, die man schon kennt: sei es die große Gestalt, die schneeweiße Haut, die spitzen Ohren, die magischen Fähigkeiten etc. und dennoch hat es Sabrina Qunaj geschafft, sie nicht nur darauf zu reduzieren. Trotz der vielen Klischees hat sie es geschafft, ein ganz eigenes Weltbild aufzubauen, das in sich rund und sehr anschaulich beschrieben ist. Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen und passt sich dieser phantastischen Idee wunderbar an.

Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn auch wenn hier viel erklärt und anschaulich erzählt wird, geht die Handlung konsequent weiter und die Bilder, die aus den Worten entstehen, zeichnen eine beeindruckende Welt. Auch wenn oft der Verlauf vorhersehbar erscheint, verblüfft die Autorin hier immer wieder mit überraschenden Wendungen.
Besonders erstaunt war ich ehrlich gesagt, als der große Showdown beginnt und ich noch so viele Seiten vor mir hatte - doch statt langatmiger Ausführungen gab es kaum einen Moment zum Luftholen, denn immer wieder kommt etwas neues daher, mit dem man nicht gerechnet hat.
Das einzige Manko waren ein paar Ungereimtheiten, deshalb einen halben Stern Abzug.

Fazit

Eine klare Leseempfehlung an alle Fantasy Fans! Hier war (fast) alles perfekt und man merkt beim Lesen kaum, wie die Seiten verfliegen. Die Atmosphäre ist stimmig, die Charaktere einmalig und trotz der Länge kommt keine Langeweile auf. Eine Welt der Elfen wie man sie kennt - und doch ganz anders: ganz große Klasse!

© Aleshanee
Weltenwanderer

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