Rezension

Nicht ganz rund

Shalom Berlin – Gelobtes Land -

Shalom Berlin – Gelobtes Land
von Michael Wallner

Bewertet mit 2 Sternen

In Berlin verschwinden schon seit Monaten Kinder und irgendwann später tauchen ihre Leichen wieder auf. Acht Kinderleichen wurden nun schon gefunden und der öffentliche Druck auf die Polizei steigt - auch dadurch, dass die Mütter der Opfer auf die Straße gehen und lautstark Ermittlungsergebnisse fordern und sich immer mehr Menschen diesen Protesten anschließen. Aber Ermittler Alain Liebermann bleibt bei seinen unorthodoxen Ansätzen und setzt nach und nach ein Täterprofil zusammen. Dieses Profil führt ihn und sein Team ausgerechnet nach Israel, wo sie selber Opfer eines Anschlags werden.

Ich hatte schon zu Beginn leichte Zweifel, ob ein Buch mit der - für meine Verhältnisse jedenfalls - geringen Seitenzahl von gerade einmal 288 Seiten all dem gerecht werden kann, was ich mir von ihm erwarte. Vor allem und zuallererst erwarte ich bei einem Krimi aber natürlich eine spannende Handlung, ein ausgeklügeltes Verbrechen und einen Ermittler bzw. ein Ermittlerteam das genau dieses Verbrechen aufklärt.

Jüdisch

In Shalom Berlin – Gelobtes Land stand der Ermittler und seine Glaube sehr im Fokus was mir bei diesem Titel schon klar war und an sich fand ich den Gedanken auch ganz spannend. Ich weiß recht wenig über jüdisches Leben und auch meine Kenntnisse über entsprechende Sitten und Gebräuche sind sehr rudimentär und vermutlich ziemlich klischeebehaftet. Allerdings hatte ich dann auch nicht den Eindruck, dass es dem Autor dieses Buches wesentlich anders ging als mir

Fremd

Mir gelang es nicht, zur Hauptperson der Geschichte irgendeine Beziehung zu entwickeln. Es gibt Bücher, da bin ich beinahe ein kleines bisschen verliebt in den Protagonisten oder aber ich hassen ihn - aber Alain Liebermann weckte so gar keine Emotionen in mir. Er blieb mir fremd, ich fand ihn irgendwie vollkommen nichtssagend und überhaupt nicht greifbar.

Schreibstil

Das mag sicher auch am Schreibstil liegen, der mir so überhaupt nicht gelegen hat. Kurze, oft irgendwie abgehackt wirkende Sätze mögen modern sein, aber sie sind nicht meins. Gerade bei den gelegentlichen Beschreibungen von Bettgeschichten dachte ich mir, wenn der Sex so war wie die Beschreibung, ist kein Sex die bessere Alternative. Ich muss da nicht irgendwelchen Kitsch lesen, aber ein bisschen gefühlvoller oder leidenschaftlicher sollte es schon sein.

Konstruiert

Angesichts dessen, das es in diesem Buch um das Privatleben des Ermittlers geht, seine ziemlich üppig ausfallende und sehr feierfreudige Familie und um die politischen Verhältnisse in Deutschland und in Israel - da bleibt bei den ohnehin recht wenigen Buchseiten für den Krimi-Plot nicht viel übrig. Vermutlich wirkt er deshalb an vielen Stellen auf mich recht konstruiert, nicht wirklich durchdacht und wurde am Ende auch ziemlich lieblos aufgeklärt.

Mein Fazit:

Shalom Berlin – Gelobtes Land von Michael Wallner hat für mich weder als Krimi, noch als Familienroman funktioniert. Entweder hätte man der Familiengeschichte viel mehr Raum und Zeit geben müssen, was mir gut gefallen hätte,  oder aber dem Krimi. So ist es nichts Halbes und nichts Ganzes.