Rezension

Nicht ganz so mitreißend wie die vorherigen Bände, aber dennoch lesenswert

Die Tochter von Kopenhagen -

Die Tochter von Kopenhagen
von Ronald H. Balson

Bewertet mit 4 Sternen

Der betagte Ole Henryks ist gebürtiger Däne und nach Ende des 2. Weltkriegs in die USA ausgewandert. Er ist beliebt und gut angesehen. In seinem Lokal kann man ein Foto von einem Boot sehen, mit dem er während des Krieges dänische Juden ins sichere Schweden transportiert hat. Nun soll Ole geehrt werden. Darauf wird die 92-jährige Britta Stein aufmerksam. Sie ist ebenfalls gebürtige Dänin und kennt Ole aus ihrer Heimat. Dass er allerdings ein Fluchthelfer gewesen sein soll, weiß Britta besser. Denn er war ein Verräter und hat mit den damaligen Besatzern gemeinsame Sache gemacht. Deshalb sprüht sie die Wahrheit an die Fassade von Oles Restaurant. Ole nimmt sich einen Staranwalt und verklagt Britta. Anwältin Catherine Lockhart muss tief in der Vergangenheit graben, um zu beweisen, dass Britta Steins Behauptungen keine Verleumdungen sind...

"Die Tochter von Kopenhagen" ist bereits der fünfte Band der Reihe, um die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Ehemann Liam Taggart. Da jeder Roman dieser Serie eine eigenständige Geschichte beinhaltet, muss man weder die Vorgänger kennen noch die Reihenfolge einhalten. Man kann jedes Buch unabhängig von den anderen lesen.

Die Handlung ist in zwei Stränge unterteilt, in der Gegenwart beobachtet man, welche Wellen die Botschaften, die Britta Stein auf die Fassade des Lokals sprüht, schlagen. Denn der Anwalt von Restaurantbesitzer Ole Henryks setzt sich selbst und alle Vorkommnisse medienwirksam in Szene. Brittas Anwältin Catherine Lockhart wirkt dagegen wie ein Fels in der Brandung. Dennoch sitzt ihr die Zeit im Nacken, denn die Frist bis zur Verhandlung ist knapp bemessen. 

Ihre Mandantin Britta lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, denn sie erzählt ihre Sicht der Dinge sehr detailliert und berichtet ausschweifend von den damaligen Ereignissen. Diese Schilderungen bilden den zweiten Handlungsstrang. Obwohl die Erinnerungen von Britta Stein durchgehend interessant sind, wirken sie zeitweise schon fast zu ausufernd. Genau wie Catherine Lockhart und Liam Taggart, möchte man genauere Informationen bekommen, damit die Verteidigung vorbereitet werden kann. Man spürt förmlich, wie sehr die Zeit drängt und gerät deshalb zuweilen in Versuchung, die Passagen, die zu ausufernd wirken, zu überfliegen. Britta wirkt dennoch sehr sympathisch. Sie ist eine energische Frau, die im zweiten Weltkrieg einiges verloren hat und deshalb unbedingt verhindern will, dass Ole Henryks eine ungerechtfertigte Ehrung erhält.

Die Gerichtsverhandlung entschädigt allerdings voll und ganz für die ausschweifenden Erzählungen von Britta Stein. Hier zeigt Catherine Lockhart ihr ganzes Können. Man beobachtet gebannt das Geschehen und fiebert regelrecht mit. 

Nicht ganz so mitreißend erzählt wie die vorherigen Teile der Reihe, aber dennoch lesenswert!