Rezension

Nicht hochspannend dafür aber düster und interessant

Seelen im Eis, 6 Audio-CDs - Yrsa Sigurdardóttir

Seelen im Eis, 6 Audio-CDs
von Yrsa Sigurdardottir

Kurze Inhaltsbeschreibung
Óðinn untersucht den Tod zweier Jungen in einem ehemaligen Erziehungsheim.
Je mehr er dem Geheimnis auf die Spur kommt, desto mehr trifft er auch Parallelen zu seinem eigenen Leben.
Ob der Tod seiner Frau etwas mit diesem Fall zu tun haben könnte?

Meinung
Es handelt sich bei dieser autorisierten Lesefassung um einen isländischen Thriller, der stellenweise eine recht mystische und leicht gruselige Handlung besitzt.
Ich persönlich würde ihn aber dennoch eher als einen Spannungsroman bezeichnen, da er mir für einen Thriller etwas zu viele Längen oder auch ruhige Passagen besaß und zu wenig „Thrill“ aufkommen ließ.
Vielleicht lag dies auch am Prolog, der mir zu Beginn schon einiges an Spannung nahm.

Die Geschichte besitzt zwei Handlungsstränge, die miteinander verbunden werden.
 Óðinns Erzählstrang spielt in der Gegenwart.  Er untersucht nicht nur den Tod der zwei Jungen, sondern muss sich noch um seine Tochter kümmern, die seit dem tragischen Tod ihrer Mutter bei ihm lebt und traumatisiert ist.
Der zweite Handlungsstrang wird von Aldis erzählt und spielt in der Vergangenheit (70er Jahre) im besagten Erziehungsheim, als die Jungen noch lebten.
Es braucht eine Weile um die Hintergründe dieser Handlung zu verstehen und die ersten Parallelen zu ziehen und oft erscheint vieles zunächst einmal undurchsichtig.
Allerdings fügen sich die Puzzleteile im weiteren Verlauf zusammen und bieten zum Schluss eine Gute und nachvollziehbare wenn auch recht dramatische Auflösung.
Trotz dieses zwischenzeitlich sehr ruhigen Verlaufes ist es Yrsa Sigurdardóttir gelungen, öfter mal eine unheimliche Atmosphäre zu vermitteln und hin und wieder einen leichten Schauer zu verursachen. Dies betrifft aber in meinen Augen hauptsächlich den Erzählstrang von Aldis, der tatsächlich zwischenzeitlich etwas gruselige Szenen beinhaltet und eine beklemmende düstere Atmosphäre in diesem Heim beschreibt.

Ein wenig befremdlich fand ich die Zeichnung der Charaktere.
Die Figuren wirkten auf mich leider alle etwas unterkühlt und distanziert. Dies fand ich vor allem bei der Beziehung zwischen Óðinn und Run etwas ungewöhnlich.
Doch auch das Gleichgewicht bei anderen Figuren wirkte auf mich nicht ganz stimmig.
Während zum Beispiel Aldis zunächst einmal sehr präsent erscheint, rückt sie nach und nach genau wie andere Figuren in den Schatten. Das fand ich für den weiteren Handlungsverlauf sehr schade und nicht ganz nachvollziehbar.

Bei diesem Gefühl half mir leider auch nicht der Sprecher Daniel Drewes weiter, der die Geschichte mit einer angenehmen Stimme vorgelesen hat.
 Er verstand es jedoch glänzend, spannende oder unheimliche Situationen stimmlich zu verstärken.

Fazit
„Seelen im Eis“ war eine düstere und interessante Geschichte, die zwar nicht hochspannend war, dafür aber einige mystische und unheimliche Szenen bieten konnte.
Auch wenn der Prolog mir schon einiges an Spannung wegnahm, fand ich das Ende recht gut gelungen und vor allem die Beschreibung des Erziehungsheimes, konnte öfter eine beklemmende Atmosphäre hervorrufen.