Rezension

Nicht innovativ, aber dennoch solide Fantasy

Die Schattenherren - Feind - Robert Corvus

Die Schattenherren - Feind
von Robert Corvus

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Feind. Die Schattenherren lernt der Leser vor allem Helion als Hauptcharakter kennen und mögen. Nach keiner einfachen Kindheit wird er der Knappe des Mondschwertes Treaton, obwohl er diesen Ausdurck nicht verwendet. Durch ihn erhält er eine Ausbildung, so dass es ihn nach dem Tod des Mentors in die Stadt Akene zieht, um des Mentors letzten Willen zu erfüllen und dem Orden der Mondschwerter beizutreten. Dies gelingt ihm durch Zufall – trotz kompliziertem Ritual – bereits am nächsten Tag. Als frisch gebackener Ritter erhält er sogleich die Chance sich zu etablieren und sich somit das Kommando eines Spezialauftrages zu sichern, dass ihn zwar direkt an die Front gegen die alles bedrohende und mächtigen Schattenherren führt, doch ihm die Möglichkeit bietet bei einem entscheidenden Schlag dabei zu sein, soll er doch den mächtigen Modranel bis hinter die Linien des Feindes bringen um eine Schattenherzogin zu töten. Mit dabei ist auch Modranels Tochter, für die Helions Herz sogleich entflammt.
Irgendwie bin ich mit mir uneins, was ich von diesem Buch halten soll. Einerseits ist es gut geschrieben, es bedient sich klassicher Fantasyelemente wie dem monumentalen Kampf Gut gegen Böse, enthält Magie und einen Spannungsbogen, der den Leser bei der Stange hält, andererseits ist das zwar Teil einer Trilogie, doch im Grunde ein für sich stehender Band. Letzteres ist zwar nicht sonderlich tragisch, aber wie der Klappentext schon erzählt, dies ist die Geschichte von Modranel, Lióla, Ajina und Helion. Wie man dem Klappentext der Fortsetzung entnehmen kann, spielt das Buch nicht nur 50 Jahre später, sondern hat beinahe einen kompletten Satz neuer Charaktere – und die Auflösung dieses Buches im Finale tut ihr Übriges dazu bei. Dies kann man mögen oder nicht. Eigentlich bin ich eher ein Freund von in sich abgeschlossenen Büchern, aber irgendwie lässt mir das hier die Schattenherren zu sehr in den Vordergrund rücken und die Protagonisten sind für das Gesamtgefüge nicht mehr so wichtig. Dementsprechend fehlt ihnen mitunter die Tiefe und Entwicklungen vollziehen sich allzu rasant. So gibt es eine Reihe von Nebencharakteren wie z.B. Narron, die es verdient hätten stärker in den Fokus und in das Geschehen einzurücken. Denn dieser Charakter hat unheimliches Potential nicht nur als eigenständige Figur, sondern vor allem als Interaktionspartner Helions. Doch wenn man nach einem Buch die Protagonisten komplett wechselt, gibt es für solche atmosphäreschaffenden, Tiefe in die Geschichte bringenden Elemente leider keinen Platz. Anstelle die Charaktere schön plastisch wirken zu lassen, bleiben sie so für meinen Geschmack etwas zu oberflächlich. Ich mag diese Konstruktion daher also eher nicht. Hinzukommt, dass der Autor sich zwar viele Dinge ausgedacht hat, auf die ich gleich auch noch zu sprechen kommen werde, aber es liest sich so, wie schon einmal gehabt und etwas zu klischeehaft. Dennoch ist dieses Buch alles andere als schlecht! Fantasy ist mein Lieblingsgerne und auch wenn manches anderem ähnlich ist, lese ich es dennoch gern. Außerdem hat der Autor sich zu seinem Werk nicht nur eine Karte ausgedacht, auf seiner Homepage kann man sogar noch ausformuliere Hintergründe nachlesen. Solche Dinge gefallen mir immer ausgesprochen gut. Außerdem gibt es im gleichnachmigen, kostenlosen Ebook die Kurzgeschichte Giftschatten inklusive des ersten Kapitels von Feind. Solche Kleinigkeiten werten das Gesamtwerk unheimlich auf und ich kann mir daher auch sehr gut vorstellen, die Fortsetzung zu lesen.

Fazit: Feind. Die Schattenherren ist zwar nicht sehr innovativ, aber dennoch spannend geschrieben. Auch wenn hier viele klassische Fantasyelemente verwendet werden, lässt es sich prima lesen. Das Buch leidet jedoch etwas darunter, dass es kein klassischer Auftaktband einer Trilogie ist, sondern ein für sich stehender Roman in einer Trilogie um die Welt Eloy und die Schattenherren. So fehlt es an Atmosphäre, die durch mehr Interaktion der Charaktere hätte geschaffen werden können. Zwar ist das Finale durchaus spannend, doch leider auch so konstruiert, dass es am Ende egal ist, wer in diesem Buch mitgemacht hat, denn die Fortsetzung spielt ein halbes Jahrhundert nach diesem Band.