Rezension

Nicht mehr so gut, wie Kutscher schon war...

Lunapark
von Volker Kutscher

Bewertet mit 3 Sternen

Ach was ist das nur mit mir und Kutscher? Ich liebe seinen Gereon Rath, aber schon letztes Mal konnte er mich mit der reinen Krimihandlung nicht mehr, wirklich überzeugen. Ich hoffe das sich das schnell wieder ändert. Eigentlich kann ich es kaum erwarten, den nächsten Band in die Hand zu bekommen. Aber leider ist Lunapark ja gerade erst erschienen, da heißt es wieder warten, warten und nochmals warten ... 

Leider hat mich der Krimianteil auch dieses Mal nicht wirklich vom Hocker gehauen. Wenn Kutschers Talent die Zeit, die er beschreibt, so lebendig zu zeichnen, nicht so groß wäre, hätte ich eventuell sogar einen Pause eingelegt. Für mich wird die Handlung immer dann gerettet, wenn es darum geht, wie die Raths sich in dieser Zeit kurz vor den ersten Umbrüchen innerhalb der NSDAP (Stichwort angeblicher Röhm -Putsch) entwickeln. Vieles geht dabei genau den gang den ich auch schon durch den letzten Band erwartet hatte. Gerade Rath hält sehr an seiner Unpolitischen Linie fest, er kann sich einfach nicht durchringen eine wirkliche Position einzunehmen. Ich finde es grandios das Volker Kutscher seine Figur  nicht weich spült, gerade diese Ambivalenz ist es, die Gereon für mich erst wirklich lebendig werden lässt. Ich bin schon jetzt gespannt, ob er nicht doch irgendwann gezwungen sein wird, seine Postion in Frage zu stellen. Gerade was Charlie angeht, deutet sich da schon einiges an. Fritzchen entwickelt sich ja momentan auch genau in die erwartete Richtung weiter und auch hier sehe ich noch weitere Konflikte auf uns zu kommen. 
Einmal mehr konnte ich wirklich besser verstehen, wie diese Zeit zu Beginn der NS-Regierung für viele Menschen war. Daher konnte ich schon auch etwas drüber hinwegsehen, das mich der Mordfall und seine Auflösung nicht überzeugt haben. Für mich waren hier ganz andere Dinge wichtig, vor allem die inneren Kämpfe zwischen SS und SA waren hier für mich spannend und auch Gereons auf einander treffen, mit diesen "Parteien", war spannend und interessant erzählt. Gleichzeitig ist da dann die Frage, wie es in Gereons Ehe weitergehen könnte. Charlie möchte sich ihre gewonnen Freiheiten eben nicht so leicht nehmen lassen und hier merkt man, das Gereon doch schon sehr in damaligen Rollenmustern verhaftet ist - was ich aber auch wiederum gut finde, denn auch hier bleibt er glaubwürdig. Dieser ganze Konflikt und die historischen Hintergründe machen "Lunapark" dann trotzdem zu einem tollen Roman. Wer die Reihe schon vorher mochte, wird auch hier wieder begeistert sein - so oder so.