Rezension

Nicht mein Ding im wahrsten Sinne des Wortes

Nicht mein Ding - Jami Attenberg

Nicht mein Ding
von Jami Attenberg

Auf den ersten Blick ist Andrea eine egoistische und selbstsüchtige Frau. Alles muss sich um sie drehen. Sie ist hart sie ist Drogen und Alkohol alles andere als abgeneigt. Sie hält es in keiner Beziehung lange aus und wechselt zeitweise die Männer wie andere Leute ihre Unterwäsche. Sie trägt eine menge Wut und Zorn in sich. Nach und nach lernt man die Geschichte dahinter kennen. Da sie eben nicht in einem behüteten Elternhaus aufgewachsen ist. Ihr Vater angeblich ein begabter Musiker ist sehr früh an den Drogen zugrunde gegangen. Die Mutter musste sie und ihren Bruder alleine großziehen. All dies schürte in ihr den Neid und die Wut all das was andere in New York hatten sie sich nicht leisten konnte. Hinzu kommt noch das sie in ihrer Jugend von Bekannten ihrer Mutter bedrängt wurde. All das hat sie nie richtig verarbeitet. Erst viele Jahre später nach dem ihre Schwägerin und ihr Bruder ein sterbenskranken Kind haben das irgendwann im Sterben liegt und ihre Mutter ihr sprichwörtlich die Pistole auf die Brust setzt scheint ein umdenken in ihr zu beginnen.

 

Obwohl die Autorin ein durchaus fesselnden Schreibstil hat und die Geschichte auf ihre ganz spezielle Art erzählt, fordert sie den Leser ganz schön heraus. Sie greift Themen wie Drogen- und Alkoholsucht aber auch Missbrauch, Me too, als auch Familien auf.

 

Die Protagonisten hat alles andere als liebenswerte Charakterzüge, als Leser empfindet man sie als unsozial und egoistisch. Ihr Lebenswandel ist alles andere als bilderbuchmäßig. Kurz sie hat nicht nur mit sich selbst ein Problem nein sie hat auch regen Kontakt zu Drogen und viel zu viel Alkohol. Erst im Laufe der Geschichte erfährt man warum sie sich zu so einen „Scheusal“ entwickelt hat. Leider kriegt die Autorin die Kurve nicht rechtzeitig genug das man diese Hauptfigur der Andrea gerne ins Herz schließen möchte. Selbst die Läuterung auf den letzten Seiten kauft man der Figur als auch der Autorin einfach nicht ab. Als Leser denkt man nur daran wann sie ihr selbstzerstörerisches Leben wieder aufnimmt.

 

Die Handlung ist geprägt von vielen Rückblenden oder aber Selbstreflektionen. Alles wird aus der Sicht der Hauptfigur geschildert und man merkt recht schnell das sie ein Wahrnehmungsproblem und noch so einige andere Probleme hat. Ganz ehrlich man hätte diese Geschichte auch anders erzählen können. Gut so konnte die Figur an so vielen Stellen anecken wie sie wollte und ihren ganzen Frust beim Leser abladen. Aber nicht jeder Leser ist so hartnäckig und liest ein solch wütendes Buch auch zu ende, erst recht nicht wenn man die Hauptfigur am liebsten die Leviten lesen würde.

 

Die Sprache ist neben der bereits erwähnten negativen Stimmungslage auch über weiten Strecken recht derb und grenzt schon fast an Gossenjargon. Wenn man sich dazu dann noch das Bild anschaut das die Figur der Andrea vermitteln will sind das dann zwei ganz zwei verschiedene Welten die nicht ganz zusammenpassen wollen.

 

Fazit: „Nicht mein Ding“ ist wohl leider wirklich nicht mein Ding gewesen. Weder bin ich mit der Figur noch mit der Handlung so recht warmgeworden. Zumal die Autorin wirklich immer und immer wieder die gleiche Geschichte erzählt und die Figur der Andrea alles andere als sympathisch. Ob diese nun wirklich ihr Leben und ihre Einstellung ändert ist noch nicht so ganz klar mir jedenfalls nicht. Bzw. ich glaube nicht daran. Kann ich dieses Buch empfehlen? Nun ja es kommt darauf an wie leidensfähig und schmerzfrei man als Leser ist. Da das Buch bzw. die Hauptfigur wirklich ein richtiger Energiefresser ist und nur schlechte Stimmung verbreitet mit ihren aggressiven Auftreten.