Rezension

nicht meine Krimi-Landschaft

Walküren - Thráinn Bertelsson

Walküren
von Thráinn Bertelsson

Bewertet mit 2 Sternen

Dieser Island-Krimi reiht sich nahtlos in den Stapel der nordischen Krimis ein, mit denen ich nicht so recht warm werde.

Worum geht’s?

Freya Hilmarsdóttir, eine ehemalige Politikerin und Buchautorin, wird tot in ihrem Auto aufgefunden. Was ursprünglich wie ein Selbstmord aussieht, entpuppt sich als veritabler Politthriller. Vor allem, weil das Manuskript, das einige brisante Enthüllungen verspricht, verschwunden ist und für schamlose Erpressungen verwendet wird. Es gibt eine Reihe von verdächtigen Personen, die alle eine Menge zu verlieren hätten wenn ihre Machenschaften ans Tageslicht kämen.

Doch damit nicht genug. Die ermittelnden Polizisten müssen sich zusätzlich zur Aufklärungsarbeit mit internen Intrigen und privaten Konflikten auseinandersetzen.

Wird es gelingen den Mörder und Erpresser aufzuspüren und zu überführen?

Meine Meinung:

Den Beginn finde ich ja recht spannend. Doch dann gleitet der Autor in viel Details aus dem Privatleben der Polizisten ab, die mit der Sache, dem Mord und dem verschwundenen Manuskript, nichts zu tun haben.

Auch der des Gattenmordes Verdächtigte bringt die Handlung rund um Freyas Tod nicht wirklich weiter.

Da passt der Konditor als Brandstifter, der ein auch ein Motiv für den Mord an Freya hat, schon ein bisschen besser ins Bild. Doch auch hier: Die Beschreibung der Whisky-Sorten ist für meinen Geschmack viel zu detailreich und teilweise doppelt erzählt.

Wegen der vielen Details kommt meiner Ansicht nach die wirkliche Polizeiarbeit und Aufklärung viel zu kurz.

Ich kenne die politische Landschaft in Island jetzt nicht und kann daher nicht beurteilen, ob die Darstellung so oder so ähnlich stimmt. Da die Insel recht klein und die Bevölkerungszahl überschaubar ist, klingt es für mich durchaus plausibel, dass hier beinahe jeder jeden kennt.

Aufgefallen ist mir, dass sich alle Mitspieler hier duzen. Das finde ich irgendwie eigenartig und distanzlos. Vor allem die Situation im Verhör: Dass die Polizisten den Verdächtigen respektlos duzen, mag möglicherweise sein. Aber, dass der zu Befragende ebenfalls diese despektierliche Art an den Tag legt, ist für mich sehr befremdlich.

Gar nicht gut zu recht komme ich mit dem Frauenfeindlichen Bild der Männer. Jede Frau, die in dem Buch vorkommt, wird als „Lesbe“ oder „Emanze“ (als Schimpfwort) bezeichnet. Ist das in Island wirklich so? Oder ist das „nur“ das Frauenbild des Autors? Diese Geisteshaltung gefällt mir ganz und gar nicht!

Fazit:

Meine Zurückhaltung, was nordische Krimis angeht, hat sich wieder bestätigt. Es fehlt ihnen die schlitzohrige Leichtigkeit der Franzosen und/oder Italiener, daher nur 2 Sterne.