Rezension

Nicht meins

Das Geheimnis der Contessa - Anke Bracht

Das Geheimnis der Contessa
von Anke Bracht

„Ihr war ein großes Unglck zugestoßen, wurde in der Dienerschaft erzählt, es hatte mit Liebe zu tun, mit unendlicher Liebe, und mit Verrat und Tod.“ - S. 87

Inhalt:
Die Toskana im 16. Jahrhundert. Die kleine Bella kocht für ihr Leben gerne und wird schnell in die Dienerschaft des Conte aufgenommen, um für ihn zu kochen. Doch dann wird ihre wahre Herkunft offenbart und sie muss fliehen. Denn sie ist die uneheliche Tochter der Contessa und plötzlich sind sehr viele Menschen an dem kleinen Mädchen interessiert. Sie endet schließlich am Hof des Fürsten Di Nanini und zwischen all den politischen Intrigen und Konflikten muss sie herausfinden, wohin sie gehört und was das Schicksal noch alles für sie bereit hält.

Meine Meinung:
Vorab sei gesagt, dass sehr viele dieses Buch als positiv empfanden haben, deswegen ist es wohl einfach meine persönliche Meinung und die Geschichte entsprach nicht wirklich meinem Geschmack. Das hatte gleich mehrere Gründe.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr blumig und erzeugt schöne Bilder, doch an einigen Stellen wirkten manche Beschreibungen auf mich etwas kitschig und übertrieben. Aber ok, das war noch nicht wirklich das, was mich am meisten gestört hatte.
Denn wie sich aus dem Klappentext schließen lässt, ist Bella bzw. Magdalena die Hauptfigur der Geschichte. Das sollte auch wahrscheinlich so sein, doch Bella wirklich kennengerlent habe ich nicht. Von 445 Seiten, auf denen sich die Geschichte abspielt, taucht sie nur alle paar Seiten auf. Über sie als Charakter habe ich fast nichts erfahren, außer dass sie aus unerfindlichen Gründen schon seit Kindertagen eine atemberaubende Köchin ist und wunderschön. Das war's. Mehr nicht.
Das liegt vor allem daran, dass die Geschichte nicht alleine aus ihrer Sicht erzählt wird. Anfangs habe ich noch nachgezählt, wie viele Perspektiven es waren und landete bei 15. Nach und nach kommen aber noch ein paar Charaktere dazu, die hin und wieder ihre Gedanken zum Besten geben.
15 Perspektiven
Das ist mir entschieden zu viel! Die Geschichte springt dadurch nur so hin und her und die Charaktere haben gar nicht wirklich Zeit, um sich zu entwickeln und damit wird dem Leser die Chance genommen, mit ihnen warm zu werden. Allesamt wirken sie sehr flach ( Außer vielleicht mit Ausnahme der Conte), da sie nach nur einer halben Seite meistens schon wieder abgewürgt werden, um dem nächsten Charakter Platz zu machen. Des Weiteren wirken auch viele dieser Abschnitte, in denen die Perspektiven wechseln, überflüssig, da sie die Geschichte nicht wirklich weiterbringen. Etliche Handlungsstränge werden gebildet und werden dann zum Schluss nur sehr abgehackt und kurz aufgelöst, Bella selbst hat in der gesamten Geschichte nur eine sehr kleine Rolle, scheint es mir. Es werden Nebensächlichkeiten beschrieben und Spannung kam dadurch nur sehr selten bis nie auf. Denn dadurch, dass man das Geschehen aus wirklich jedem Blickwinkel mitverfolgen kann, wird wirklich alles offen gelegt und man hat als Leser nicht die Möglichkeit mitzudenken oder vielleicht die Beweggründe eines Charakters zu hinterfragen, diese Antworten werden einem schließlich die ganze Zeit auf dem Silbertablett serviert.
Wie gesagt, ich habe wirklich nichts, wenn die Perspektiven wechseln, denke dabei aber an vielleicht 3-4 verschiedene Perspektiven und nicht an über 15.

Doch noch einmal zurück zu Bella.
Sie war wohl der Charakter, der mich am meisten gestört hat. Nicht nur erfährt man fast nichts über sie, sondern sie ist auch einfach sehr perfekt. Verdammt perfekt. Alle vergöttern sie, etliche Männer lieben sie, nachdem sie zwei Worte mit ihr gewechselt haben und jeder möchte ihr jederzeit helfen. Die einzigen, die sie nicht mögen sind die, welche eifersüchtig sind, weil sie ja eben so vergöttert wird. Wie soll ich mich mit so einer Figur, über die ich dazu noch nichts weiß anfreunden? Es gelang mir nicht.
Auch fehlte mir die etwas rauere oder härtere Darstellung der damaligen Zeit. Ich meine, die kleine Bella irrt alleine durch die Toskana und wirklich jeder, den sie trifft hilft ihr und schließt sie in ihr Herz. Die damaligen Gefahren sind in dem Buch quasi gar nicht vorhanden. Das alles hat die Handlung für mich wenig realistisch gemacht.
Die Liebesgeschichte, die durch den Klappentext eigentlich angekündigt wird, beschränkt sich auf den kleinen Prolog und ein paar Szenen, in denen sich die Figuren ihre unendliche Liebe gestehen. Von diesen Figuren hat man zuvor jedoch als Leser gerade einmal zwei Begegnungen mitbekommen. Der Grund für ihre unsterbliche Liebe sei jedoch, dass es von den Sternen so vorgesehen ist. Mhm. Reißt mich jedoch nicht wirklich vom Hocker, denn wenn ich eine Liebesgeschichte lese, möchte ich die Gefühle der Charaktere nachvollziehen, dabei sein, wie sich die Beziehung zwischen ihnen entwickelt und hineingezogen werden. Nicht abgespeist werden mit der Begründung, die Sterne wollen es so. Das ist schön für die Sterne, aber ich hab davon nicht viel.

Des Weiteren scheinen einzelne Handlungsstränge sehr willkürlich. Figuren werden immer wieder erwähnt, sodass ich glaubte, sie haben eine besondere Rolle, oder es wird noch irgendetwas mit ihr passieren. Doch dann, gar nichts. Eigentlich ist sie sogar vollkommen unwichtig für die Handlung. Das wirkte immer ein wenig so, als hätte die Autorin etwas großes geplant, es aber gegen Ende hin dann doch verworfen, weil es einfach nicht in die Handlung passte. Mit dem Resultat, dass ich mehr als verwirrt zurückblieb.
Zu dieser allgemeinen Verwirrung trugen dann noch mehrere Zeitsprünge bei, die jedoch als solche selten erkenntlich waren.
Dann wären da als letzter Kritikpunkt noch die Einschübe von Erotik. Auch sie wirken meistens fehl am Platz und irgendwie erzwungen, so als müsste es hier jetzt ein wenig knistern, was jedoch selten gelang. Zum Beispiel denkt eine Figur über die kleine Bella nach, was jetzt wohl noch geschieht und plötzlich schweifen seine Gedanken zu der letzten Nacht mit seiner Frau ab und wie toll das doch war. Bei mir als Leser kam da jedoch leider gar nichts rüber und meistens habe ich mich einfach nur gefragt, was das denn jetzt schon wieder soll.

Fazit:
Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch und lese wirklich gerne historische Romane, “Das Geheimnis der Contessa“ hat mich aber leider mehr als enttäuscht. Die Handlung wirkt auf mich unrealistisch, zu viele Perspektiven und Sprünge in der Geschichte, sowie sehr viele überflüssige Handlungsstränge trugen dazu bei, dass mich die Geschichte leider überhaupt nicht gefesselt hat. Die 2 Sterne vergebe ich für gute Ansätze und eine gute Grundidee.