Rezension

Nicht nur für die Nachkriegsgeneration interessant

Nachkriegsland. Eine Spurensuche
von Michael Brenner

Bewertet mit 4 Sternen

Der Untertitel sagt treffend, worum es sich bei diesem Buch handelt: Eine Spurensuche. Der Autor befindet sich aber nicht nur auf den Spuren seiner Generation, sondern vor allem auch auf denen, seiner eigenen Familiengeschichte. Und das ist es, was dieses Buch so besonders macht.

Deutschland zwischen 1945 und 1989. Die Jahre vor meiner Geburt. In unseremLand herrschte eine Situation,die ich nie am eigenen Leib erfahren musste und die man kaum versteht, wenn man nicht dabei gewesen ist. "Nachkriegsland" von Michael Brenner hilft dabei, zu verstehen, welche Kräfte, jenseits der politischen, m Volk gewirkt haben müssen. Zwei Generationen, die einander kaum verstanden. Kinder, die nicht mit ihren Eltern sprechen konnten. Geheimnisse, die totgeschwiegen werden mussten.

"Es waren schwere Zeiten, um Kinder aufzuziehen. Nichts ahnte ich von der Last der Vergangenheit, die unsere Eltern und mitgaben, nichts von den Umständen, unter denen ich leben würde. Die Menschen wirkten gefühlsarm, wie bewacht von ihren Erlebnissen und Verletzungen. Sie waren GEfangene ihrer Traumata, ihre Seelen beschädigt und zersprungen."

Michael Brenners Blick auf die Dinge ist ein sehr persönlicher. Er macht sich auf die Suche nach Erklärungen für seine Kindheit, für das Verhalten seiner Eltern und sucht nach Hinweisen über das, was seine Eltern während des Krieges getan haben. Dieses Buch ist - natürlich - für all diejenigen, die ähnliches erlebten, für die Nachkriegskinder, die selbst noch auf der Suche sind. Es ist aber auch ein Buch für alle folgenden Generationen, so persönlich und anschaulich geschrieben, dass man sich in diese fremde Welt hineinversetzen kann. Es ist immer wichtig zu verstehen, und noch wichtiger, nicht zu vergessen.

Eine absolute Empfehlung - auch für Leser, die nicht in erster Linie Sachbuchfans sind.