Rezension

Nicht schön, aber wertvoll

Pageboy -

Pageboy
von Elliot Page

Bewertet mit 3 Sternen

Für mich war das Buch kein Vergnügen. Strukturell war es schwierig, den vielen Wechseln von Zeiten und Personen zu folgen - eine Entwicklung, die ja offensichtlich stattgefunden hat, ist so kaum nachzuvollziehen. Außerdem gab es teilweise zu viel Raum für langweilige Belanglosigkeiten, während die Gedanken- und Gefühlstiefe oft zu kurz kam. Dazu eine fast durchgehend negative Grundhaltung. Und natürlich eine unverhältnismäßig hohe Anzahl von Missbrauchs-, Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen. All dies in einer Welt, die der meinen sehr fremd ist.

Ich hatte mir von dem Buch erhofft, ein besseres Verständnis für die Probleme von Transpersonen zu erhalten, aber diese Funktion hat es für mich nicht gehabt.

Das Buch und wie Elliot Page in Interviews auf mich wirkt, stimmen nicht so richtig miteinander überein. In Bild und Ton wirkt er positiver. Aber vielleicht sind seine öffentlichen Auftritte, so wie er es im Buch schrieb, noch immer mehr eine Rolle als Realität?

Ich hab das Buch als Hörbuch gehört und fand zwar die Stimme von Jonathan Perleth passend und angenehm, allerdings seine überaus extreme hochdeutsche Aussprache und Betonung, sowie das teilweise zu emotionslose reine Vorlesen recht störend. Kann aber sein, dass er dies dem Original von Elliot Page nachgeahmt hat (eine kurze Hörprobe war zwar nicht aussagekräftig, ging aber ebenfalls in diese Richtung). Vielleicht kann man manche Dinge, um sie überhaupt zu sagen, nur so sagen.

Warum ich dieses Buch trotzdem wertvoll finde, sofern man nicht selbst traumatisiert ist und durch die Geschichten getriggert werden könnte: es ist eine sehr persönliche Geschichte, offen und ungeschönt.  Man begreift, dass man hier schwer urteilen kann, wenn man keine ähnlichen Erfahrungen gemacht hat und ähnliche Charaktereigenschaften teilt (damit meine ich nicht das trans sein, sondern das nicht für sich selbst einstehen).