Rezension

Nicht schön, aber WOW!

Nordwasser - Ian Mcguire

Nordwasser
von Ian McGuire

Bewertet mit 5 Sternen

~~Dieses Buch ist nicht schön. Es ist nicht nett, es ist mitnichten witzig und man fühlt sich nach dem Lesen auch nicht unbedingt besser. Aber dieses Buch ist trotzdem eine Wucht! Hart und ehrlich erzählt es von dem Leben und Sterben auf einem Walfänger. Es erzählt von stinkenden Menschen, von Habgier und Skupellosigkeit, vom Töten und Zerlegen, von Schiksalsergebenheit und Überleben ...

Inhalt:

Irgendwann Mitt des 19. Jahrhunderts. Der Unternehmer Baxter und Kapitän Brownlee wollen es noch einmal wissen: Obwohl der Walfang im Niedergang begriffen ist, läuft die Volunteer mit einem Haufen raubeiniger Männer ins Nordpolarmeer aus, um reichen Fang zu machen: Robbenfelle, Eisbärfelle und vo allem Waltran und Walspeck. Unter den Männern befinden sich der dubiose Harpunier Henry Drax, der aalglatte erste Maat Cavendish und der Schiffsarzt Patrick Sumner. Obwohl der Kapitän ein klares Ziel vor Augen hat, ereignen sich manche Zwischenfälle an Bord, die das labile Gefüge auf dem Schiff immer mehr ins Wanken bringen ...

Meinung:

Wie schon gesagt, das Buch ist nicht schön. Es gab immer wieder Szenen, die mich haben schlucken und an das Gute im Menschen haben zweifeln lassen. Für zartbesaitete Leser ist dies sicher keine empfehlenswerte Lektüre. Es geht um das brutale Verhalten von Männern auf engstem Raum, um das Töten und Auswaiden von Tieren, um Mord und Überleben. Aber der Autor schafft es hervorragend, dem Leser diese Enge auf dem Schiff, die Gerüche, ja, den Gestank von Mensch und Tier nahe zu bringen. Im Prinzip haben diese Menschen selbst wie zusammengepferchte Tiere gelebt. Im Gegensatz dazu beschwört der Autor aber auch lebhafte Bilder einer schroffen, endlosen Weite: das Nordpolarmeer, die Eisberge und unendlichen weit erscheinenden Eisschollen. Das ist großartig!

Die Charaktere sind eine Nummer für sich. Kurzum: Keiner war mir sympathisch; es gibt keine Helden, alle machen sich in gewisser Weise schuldig. Selbst der Arzt Sumner, der seinen Patienten helfen will und als einziger an Bord moralisch handelt, bleibt mit seiner distanzierten Art hinter seinen Möglichkeiten zurück. Aber gerade diese Unmoral, diese Härte und der Egoismus aller Beteiligten, macht dieses Buch so ehrlich und auch existenziell. Kann man angesichts solcher Lebensumstände menschlich und moralisch sein und es bleiben???

Fazit:

Definitiv nichts für zarte Gemüter! Mit Mensch und Tier wird nicht freundlich umgegangen, alles stinkt und blutet und schwärt. Doch das Buch ist der Hammer, es haut einen um, weil es so brutal und ehrlich ist. Ganz klare Leseepmfehlung von meiner Seite!

5 von 5 Sternen