Rezension

nicht sehr gelungener Thriller

Das Jesus-Papier - Robert Ludlum

Das Jesus-Papier
von Robert Ludlum

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine gnadenlose Jagd durch die Jahrhunderte Das Jesus-Papier erfüllt den Vatikan mit Schrecken. Mächtige Politiker versuchen mit allen Mitteln, an das hochbrisante Geheimdokument zu gelangen.

Der Titel und die Kurzbeschreibung versprechen eigentlich eine sehr spannende Geschichte, aber dennoch ist man am Ende doch recht enttäuscht. Der Grund dafür ist, dass die eigentliche Suche nach dem Jesus-Papier nur auf den letzten 100 Seiten stattfindet (kein Vergleich mit Sakrileg o.Ä.) - davor läuft alles nach diesem Schema ab: Hauptfigur weiß von nichts (und kümmert sich deswegen auch nicht darum), gerät aber ständig in Gefahr, weil ihr das niemand glaubt.

Hier erzählt der Autor hintereinander zwei zeitlich voneinander unabhängige Geschichten, wobei er genau aufpasst, dass die erste auch ja nach der Hälfte des Buches endet. 1939. Der Zweite Weltkrieg hat gerade begonnen. Da setzt sich in Griechenland ein Zug in Bewegung, der über Jugoslawien und Italien in die Schweizer Alpen fährt. An Bord eine Schatulle mit Papieren, die die Existenz des Christentums gefährden könnten, denn sie beweisen angeblich, das nicht Jesus am Kreuz gestorben ist und folglich auch nicht auferstehen konnte, seinem Leben dann aber durch Suizid ein Ende setzte. Die Fracht wird von dem Oberhaupt der Industriellenfamilie Fontine entgegengenommen und versteckt. Wenige Tage später wird die ganze Familie Fontine bei einer Feier getötet, angeblich von Nazis. Nur einer überlebt: Der älteste Sohn Vittorio. Partisanen und der MI6 helfen ihm, nach England zu fliehen, denn auch dort ist man hinter der Fracht her und sehr enttäuscht, als man erfährt, dass Vittorio nicht weiß, wo sie versteckt ist. Diese Erfahrung müssen dann auch noch Mitglieder des griechischen Ordens machen, der die Papiere mal besessen hat, der Vatikan und ein Kardinal, der in Wahrheit gegen die Kurie arbeitet und in Wirklichkeit hinter dem Massaker an Vittorios Familie steckt. Wo Vittorio - er nennt sich jetzt Victor - aber schon mal in England ist, unterstützt er den MI6 dabei, Sabotageaktionen in Deutschland und den besetzten Gebieten auszuführen, unter anderem das Attentat auf Hitler am 20. Juni 1944, in Wahrheit übrigens absoluter Unsinn. Nach dem Krieg versucht Victor, der mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder hat, mehr über die Fracht aus Griechenland herauszufinden. Dabei wird er jedoch von dem abtrünnigen Kardinal und einigen seiner Gesinnungsgenossen gestellt und fast zu Tode gefoltert. Also beschließt er, die Angelegenheit zu den Akten zu legen. Da liegt sie denn auch bis 1972. Da machen sich Victors Zwillingssöhne, die sich nicht ausstehen können, auf die Suche nach dem Jesus-Papier, und rumsdibums geht auch das Abschlachten wieder los, an dem wir bereits im ersten Teil munter teilnehmen konnten. Denn einer der Zwillinge ist ein brutaler Psychopath... Man darf sich von dem Titel nicht verwirren lassen. Mit James Rollins oder Dan Brown hat dieses Buch nichts zu tun. Die kamen später, haben mehr Action und sind spannender. Schuld ist der irreführende deutsche Titel. Das Original heißt The Gemini Contenders", also etwa Die Zwillingskämpfer". Das hört sich in deutsch blöd an, hätte aber nicht auf eine falsche Spur geführt. Dies Buch ist ein netter, recht spannender und teilweise recht brutaler Thriller, der aber nichts Mysteriöses hat und bei Fragen der Religion nicht in die Tiefe geht. Dieser im Original erstmals 1976 erschienene Roman ist im Stil von 70er-Jahre-Filmen geschrieben, es gibt also lange und gefährliche Verfolgungsjagden, und die Bergwelt der Alpen ist ebenfalls eine damals gern gewählte Kulisse, allerdings eher von europäischen Schriftstellern. Der Roman hat einige Längen zu viel, ist an einigen Stellen unglaubwürdig, doch wer darüber hinwegzusehen vermag, hat einen recht unterhaltsamen Durchschnittsroman vor sich. Kann man lesen, aber wenn man es nicht tut, hat man auch nichts verpasst
Schwierig sind mitunter auch die vielen Gespräche im Text: Man gerät beim Lesen immer wieder ins Stolpern, weil man nicht mehr weiß, welche der Personen denn nun die aktuelle Zeile spricht.

Fazit:  Die Story hört sich ungemein spannend an, die Umsetzung ist es nicht.