Rezension

Nicht so dramatisch und packend wie die Vorgängerromane, aber dennoch ein spannender Psychothriller

Das Haus am Rand der Klippen - Lucy Clarke

Das Haus am Rand der Klippen
von Lucy Clarke

Bewertet mit 4 Sternen

Elle Fielding ist Anfang 30 und wurde zuletzt für ihr Romandebüt gefeiert, ein Thriller, der ein großer Erfolg war. Nach einer Auszeit in Frankreich kehrt sie nach Cornwall zurück, um an ihrem zweiten Buch zu arbeiten. Ihr Mann hat sich von ihr getrennt und so ist sie allein in dem großen Haus am Rand der Klippen, das sie aufwändig hat umbauen lassen und während ihres Urlaubs per airbnb vermietet hatte. Das Geld ist knapp und der Druck aufgrund des nahenden Abgabetermins für ihr Manuskript groß. 
Elle ist nervös, fahrig und unsicher, leidet an einer Schreibblockade. In ihrem Haus merkt sie Veränderungen, hat das Gefühl, dass jemand ihre Sachen durchwühlt hat und sie beobachtet. Als sie dann auch noch bei einer Lesung die Worte "Du Lügnerin" in ihrem ersten Roman markiert sieht, fühlt sie sich ertappt. Jemand muss ihr Geheimnis entdeckt haben...

Der Roman ist in der Gegenwart in der Ich-Perspektive von Elle geschrieben, deren Unsicherheit und Angst man am eigenen Leib spüren kann. Der Roman enthält daneben Rückblenden in die Jahre 2003/ 2004 und die Perspektive der Person, die während ihrer Abwesenheit in ihrem Haus war. 
Dabei verschwimmen Wahrheit und Fiktion auf eine raffinierte Art und Weise. Als Leser kann man sich nicht sicher sein, was Elle tatsächlich erlebt, was ihrer Einbildung entspringt, was Erinnerungen sind und welche Teile davon Zeilen aus ihrem neuen Roman sind. 

Lucy Clarke beweist auch mit diesem Roman ihr Talent bei der Herstellung von Atmosphäre, die hier düster und unbehaglich ist und den Leser gekonnt an die Küste Cornwalls versetzt. 

Während man zu Beginn mit Elle leidet und sich fragt, wer sie quält und sich aus unbekannten Gründen an ihr rächen möchte, spürt man im weiteren Verlauf, dass Elle etwas zu verbergen hat und eine Mitschuld an ihrer Situation trägt. Elle ist kein offener, sympathischer Charakter. Sie teilt ihr gesamtes Leben auf Facebook und stellt sich dort anders da, als sie tatsächlich ist. Ihr Feind scheint sich ihre Posts allerdings zunutze zu machen, was sie spät registriert. 

Welches Geheimnis Elle verbirgt, das sie quält und mit dem sie gequält wird, bleibt bis zum Schluss spannend zu entdecken. 
Auch wenn mir die Vorgängerromane von Lucy Clarke besser gefallen haben, da sie dramatischer und noch überraschender konstruiert waren, ist "Das Haus am Rand der Klippen" ein spannender Psychothriller, wenn auch kein echter Pageturner.