Rezension

Nichts für Zartbesaitete

Winter Family - Clifford Jackman

Winter Family
von Clifford Jackman

Bewertet mit 4 Sternen

Der wilde Westen von seiner dunklen Seite

Die neue Welt ist gespalten. Amerika versinkt im Bürgerkrieg. Tausende Männer opfern sich für eine Idee, ja sogar Kinder werden zur Schlachtbank geführt. Frauen werden zu Witwen und Menschen zu Ware.

Dieses Szenario macht sich Quentin Ross zum Vorteil. Mit seinen perfiden Lügen und seinem Hang zur hemmungslosen Gewalt, schafft er es, eine Gruppe von traumatisierten Männern um sich zu scharren und diese zu seinem Zweck zu benutzen. Sie brandschatzen, morden und vergewaltigen, machen vor Nichts und Niemandem halt und ziehen dabei eine Spur der Verwühstung durch die Südstaaten. Mit der Zeit tut sich der Farmersohn Augustas Winter durch seine Gewissenlosigkeit besonders hervor und übernimmt die Gruppe - die Winter Family.

Auch als der Krieg endlich ein Ende findet, müssen die Marodeure sich nicht zurückziehen. Ganz im Gegenteil. Die Regierung versucht sie für ihre Mittel zu benutzen und zu lenken. Unangenehme Konkurrenz soll ausgeschaltet werden und laute Kritiker sollen verstummen. Doch Niemand kontrolliert die Winter Family.

Absolut kein klassischer Western. Wer einen Clint Eastwood oder einen Franco Nero sucht, wird schwer enttäuscht werden. Es gibt keinen Django und auch keine Cartwright-Brüder. Es wird nichts schöngezeichnet oder romantisiert. Dieser Teil der amerikanischen Geschichte lebt von But und Sinnlosigkeit, von Angst und Schrecken. Die Cowboys sterben an der Front und Skalven rächen sich an ihrem Herren.

Ich habe selten ein so intensives und durchdringendes Buch gelesen. Es war so beklemmend und authentisch, wie man es in einem Unterhaltungsroman unterbringen kann, ohne zum Sachbuch zu werden. Absolut lesenwert!