Rezension

Nichts für zwischendurch. Ein Buch voller Abgründe.

Nackter Mann, der brennt - Friedrich Ani

Nackter Mann, der brennt
von Friedrich Ani

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Abraham ist der Stammvater der Feigheit.
Als in Heiligsheim Kinder von hoch angesehenen Dorfbewohnern sexuell missbraucht werden, schaut niemand hin. Im Alter von 14 Jahren verschwand eines der Opfer nach der Beerdigung eines Freundes spurlos, wollte Heiligsheim hinter sich lassen. Nach ca. 40 Jahren kehrt dieser Junge als Ludwig Dragomir an den Ort des Geschehens zurück. Dass auch er damals geschwiegen hat, nagt an ihm. Die Schuldgefühle bilden seinen Antrieb. Sein Ziel ist es, Rache an den Peinigern zu nehmen und eine Antwort auf die entscheidende Frage finden: Warum?

Autor (auszugsweise Verlagsseite)
Friedrich Ani, geboren 1959, lebt in München. Er schreibt Romane, Gedichte, Jugendbücher, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher. Sein Werk wurde mehrfach übersetzt und vielfach prämiert, u. a. mit dem Deutschen Krimi Preis, dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis. Seine Romane um den Vermisstenfahnder Tabor Süden machten ihn zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Kriminalschriftsteller. Friedrich Ani ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und des Internationalen PEN-Clubs.

Meine Meinung
Ludwig Dragomir brennt, sein Rachedurst scheint unstillbar. Niemals wechselt die Perspektive, man erhält tiefste Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt einer hasserfüllten kaputten Seele. Der Stil bleibt durchweg nüchtern und sachlich, das Gesprochene äußerst wortkarg. Die scheinbar ruhigen Zeilen brodeln ebenso wie die Hauptperson, man erwartet jederzeit den großen Knall. Ludwig Dragomir befremdet durch seine Brutalität. Sein Hass ist nachvollziehbar, zu welchen Handlungen diese Wut führt eher weniger. Zugleich muss man diese tragische Figur einfach betrauern. Dieser innere Zwiespalt macht dieses Buch aus. Nur lesen geht hier nicht. Man setzt sich unweigerlich mit dem Gelesenen auseinander. Bei mir wird es lange nachhallen.