Rezension

Nichtstun als politischer Widerstand

Nichts tun -

Nichts tun
von Jenny Odell

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Teil des Buchtitels mag etwas irreführend sein, doch der Zusatz macht es deutlich: Jenny Odell ruft keineswegs zum Nichthandeln auf. Vielmehr stellt sie das permanente Streben nach mehr Produktivität und Selbstoptimierung in Frage und ermuntert uns dazu, innezuhalten und auch „unnützen“ Beschäftigungen nachzugehen.

Überrascht hat mich die Bandbreite der Themenfelder und Beispiele, die von der Vogelbeobachtung bis zur Performance-Kunst, von der antiken Philosophie bis zum Bioregionalismus reichen. Der Autorin geht es dabei darum, uns wieder auf unsere reale Umwelt zurückzubesinnen und sie anders wahrzunehmen und zu erleben als wir es uns im heutigen digitalen Zeitalter angewöhnt haben.

Ihren Appell, unsere Aufmerksamkeit wieder mehr auf den physischen Raum und auf bewusst gewählte, authentische Begegnungen statt auf oberflächliche virtuelle Beziehungen und Likes zu lenken, konnte ich gut nachvollziehen und entspricht auch meinem Wunsch, auch wenn dies durch Corona erschwert wurde. Sprachlich fand ich das Buch nicht so leicht zugänglich. Statt der vielen theoretischen Diskurse hätte ich mir eine noch etwas persönliche Ansprache und praktische Anleitungen gewünscht.