Rezension

Niemals zu weit weg

Ein langer Weg nach Hause - Charles Martin

Ein langer Weg nach Hause
von Charles Martin

Der Musiker Cooper hat schon viel Tragisches erlebt, aber er ist darüber nicht bitter geworden. Im Gegenteil, er sieht Menschen in Not und hilft ihnen großzügig. Ganz unerwartet trifft er dabei auf eine Frau, die er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie braucht dringend seine Hilfe. Cooper hilft ihr. Er ringt mit sich. Soll er ihr die Wahrheit über die Vergangenheit sagen? Aus Liebe entscheidet er sich schließlich zu schweigen. Es bleibt für den Leser erstmal ein Rätsel welche Vorgeschichte diese beiden verbindet, und was sie auseinandergebracht hat.

 

Ein Brief erinnert Cooper an seinen Vater, und an seine bewegte Kindheit und Jugend. Als Witwer kümmerte sich sein Vater, ein reisender Prediger, aufopfernd um ihn, sein einziges Kind. Coopers große musikalische Begabung wurde reichlich gefördert. An jedem Wochenende begleitete Cooper seinen Vater zu seinen Predigtdiensten, und wirkte dort auch selbst bald musikalisch mit. Im Laufe der Zeit sprach sich herum, wie begabt er war, und viele Menschen kamen nicht nur um den Vater zu hören, sondern um der Musik Coopers zu lauschen.

 

Der junge Cooper bekam viele lukrative Angebote der Musikindustrie, doch sein Vater hielt ihn immer zurück. Eines Tages reichte es ihm. Der 18jährige Cooper verließ wutentbrannt sein Vaterhaus. Dabei nahm er alles mit, was seinem Vater kostbar war.

 

Der Traum von einer erfolgreichen Karriere scheiterte schnell, aber Scham hielt ihn davon ab zurückzukehren. Als sich sein Lebensweg langsam besserte nahm ein tragisches Ereignis ihm alles, was ihm wichtig war.

 

Was konnte er mit den Scherben seines Lebens noch anfangen? Und gab es einen Weg zurück nach Hause?

 

Einmal begonnen, kann man dieses Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Sprache des Ich-Erzählers Cooper vermittelt authentisch seine Stimmung; etwas melancholisch, aber erfüllt von einer großen Entschlossenheit und einer tiefen Liebe. Die aufopfernde Liebe seines Vaters weckt die Sehnsucht eine solche Liebe selbst zu erfahren und seine Weisheit ist bewundernswert. Die vielen eingestreuten Wissens-Häppchen über Musik sind auch für unmusikalische Leser interessant. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Cooper und Daley erinnert an einen Nicholas Sparks Roman. Und der Blick auf das Übernatürliche bringt eine ungewohnte Dimension ins Buch; am Ende des Buchs ist es vielleicht ein bisschen zu viel.

 

Nach den Höhen und Tiefen seines Lebens hat Cooper die Antwort auf eine wichtige Frage gefunden; wer soll durch seine Musik geehrt werden – er selbst oder sein Schöpfer?

 

Eine fesselnde Erzählung über verpasste Chancen, Umkehr und Versöhnung, und über eine Liebe, die alles andere in den Schatten stellt. Unbedingt zu empfehlen!