Rezension

Noch besser als Band 1!

Die Verlorenen von New York - Susan Beth Pfeffer

Die Verlorenen von New York
von Susan Beth Pfeffer

Als am 18. Mai um 21:37 Uhr ein Asteroid auf den Mond einschlägt, schneidet Alejandro gerade eine Pizza in acht Teile. Er hatte davon im Radio gehört, doch das Ereignis interessiert ihn nicht weiter. Seitdem verschlechtern sich stetig die Luftverhältnisse und Überflutungsmeldungen rund um New York werden laut. Seine Tante, die schon immer etwas hypersensibel war, dramatisiert die Situation – behauptet, die Welt würde untergehen.

Die Mutter von Alejandro und seinen Schwestern muss tagelang im Krankenhaus bleiben, um Überstunden zu machen. Jede Hilfskraft wird gebraucht. Und als er hört, dass eine Naturkatastrophe die nächste jagt – weltweit brechen längst inaktive Vulkane wieder aus und verschmutzen die Luft in großen Umkreisen, es toben weitere Tsunamis und auch Erdbeben zerstören ganz Städte – beginnt auch er sich zu fragen: Ist das das Ende der Welt?

Das kommt euch bekannt vor? Kein Wunder, denn in diesem Roman schildert Susan Beth Pfeffer, was währrend der Katastrophe, die bereits Thema in »Die Welt, wie wir sie kannten« war, in New York passierte. Die Ausgangssituation ist also dieselbe, die Probleme von Alejandro und seinen Schwestern sind allerdings andere: Alejandros Eltern bleiben von Anfang verschwunden und haben es versäumt, ihm beizubringen, wie man damit umgeht, wenn die eine Schwester fest entschloßen ist, für die andere zu hungern.

Alejandro ist ein sehr religiöser Typ und für seine siebzehn Jahre äußerst pflichtbewusst. Er versucht immer wieder, die besten Entscheidungen für seine Schwestern zu fällen und sich an das zu erinnern, was sein Vater in einer solchen Krisensituation von ihm erwarten würde: Nämlich alles dafür zu tun, damit seine Familie nicht nur überlebt, sondern auch Gott niemals aus dem Herzen verliert.

Auch die fünfzehn jährige Briana kann das alles nur mit ihrem Glauben zu Gott ertragen, während das Nesthäkchen Julia dagegen ganz realistisch davon ausgeht, dass sie alle auf kurz oder lang sterben werden. Nicht zuletzt aufgrund Julias angriffslustiger Haltung wird die Stimmung zwischen den drei Geschwistern zunehmend angespannter, denn niemand räumt den anderen seinen Umgang mit der Situation wirklich ein.

Susan Beth Pfeffer schreibt sehr fesselnd von Verzweiflung, Hunger und Angst. Zwar sind diese Probleme auch schon in »Die Welt, wie wir sie kannten« aufgetreten, doch löst Alejandro diese doch wieder ganz anders. Von Anfang hat die Familie nicht so viele Nahrungsmittel, sodass er täglich losziehen muss, um etwas zum Essen zu besorgen. Er schreckt dabei vor nichts zurück – hauptsache sie überleben. So und nicht anders hat ein Endzeitroman zu sein.

Wie auch schon in »Die Welt, wie wir sie kannten« ist die Spannungskurve stätig ansteigend, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und hatte es binnen weniger Stunden durchgelesen. Offen gestanden hatte ich Bedenken, dass dieser zweite Band ermüdent sein könnte, da es immerhin um ein und dieselbe Problematik geht, wie bereits zuvor. Der Autorin ist es allerdings ausgezeichnet gelungen, ganz unterschiedliche Szenarien zu kreieren und hat sich aus meiner Sicht sogar noch steigern können.

Im direkten Vergleich gefällt mir der zweite Band der Last Survivors Serie doch etwas besser. In einer so großen Stadt wie New York ist es einfach nicht so einsam und so erfährt man auch etwas darüber, wie andere Familien diese Zeiten überstehen. Das hatte mir im ersten Band doch gefehlt. Zum Verständnis ist es übrigens absolut nicht notwendig, »Die Welt, wie wir sie kannten« vorher zu lesen. Wer Lust darauf hat, kann also beruhigt zugreifen. Auch Jugendliche ab 14 Jahren können hiermit nichts falsch machen.