Rezension

Noch ein Weihnachtskrimi

Mord in Dingley Dell -

Mord in Dingley Dell
von Reginald Hill

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der englische Weihnachtskrimi ist etwas ganz typisches, fast jeder der klassischen Krimiautoren hat sich in diesem Genre verewigt. So auch Reginald Hill (1936 – 2012), der zu meinen Lieblingskrimi-Autoren zählt. So war die Neuauflage von „Mord in Dingley Dell“ ein Muss für mich, auch wenn Weihnachten nun schon vorbei sit.

Im edlen Hotel in Dingley Dell wird eine echte „Dickens Weihnacht“ angeboten, ausgewählte, internationale Gäste haben gebucht. Sie werden vom Zeremonienmeister Mr. Wardle empfangen, der mit heißem Punsch und Unmengen Roastbeef empfängt. Die Gäste werden ganz zeitgemäß mit der Kutsche vom Bahnhof abgeholt. Die Garderobe ist dem frühen 19. Jahrhundert angepasst und auch das Personal ist entsprechend kostümiert. Arabella Allen, eine junge Engländerin ist unter den Gästen und stolpert prompt am ersten Abend über eine Leiche. Und nun zeigt sich, dass hinter dem heimeligen Schein, Abgründe lauern. Sie ist offensichtlich in ein geheimes Agententreffen geraten.

Hill hat das Buch 1972 verfasst und das spürt man tatsächlich. Der Kalte Krieg ist allgegenwärtig, die alliierten Mächte belauern sich und die Vorbehalte der Briten gegen die Kontinentaleuropäer ist genau so ausgeprägt wie heute. Die deutschen Gäste sind ungeschlachte Vielfraße ohne Stil, das französische Ehepaar leichtlebig und ständig zum Flirt aufgelegt und der Italiener hat statt Ehefrau natürlich die Geliebte dabei und an den englischen Braten mäkeln sie natürlich auch.  Vorurteile, die mir beim Lesen schon unangenehm aufgefallen sind.

Mr. Boswell, ein Universitätsprofessor der als Sachverständiger mit als Gastgeber fungiert, hat nicht nur sehr schnell ein Auge auf Arabella geworfen, er spielt auch eine Doppelrolle in dieser weihnachtlichen Agentengeschichte.

Ganz vergnüglich erzählt und wenn man die dick aufgetragenen Klischees ausblendet ist es ein spannender und unterhaltsamer Weihnachtskrimi. Jedem Kapitel ist eine Dicken Zitat vorangestellt, was ich ganz stimmig fand.

Ebenso stimmig ist die Gestaltung des Buchs, ein hübsches Hardcover mit Lesebändchen und winterlich gestaltetem Cover. Es ist sicher kein Krimi, den man lesen muss, aber ich freute mich trotzdem meine Hill-Sammlung damit abzurunden.