Nordkorea: Todesstrafe für Rindfleischkonsum
Eine Kuh, so erfährt der Leser von Yeonmi Parks Biographie, ist für die sozialistische Produktion in Nordkorea essentiell, ermöglicht sie doch das Pflügen der Felder. Eine Kuh, so erfährt er weiter, kann auch der Grund für eine öffentliche Exekution sein. Yeonmi Park schildert eindrucksvoll, unter welchen menschenverachtenden, einfachen und für außenstehende wenig nachvollziehbaren Bedingungen Menschen in Nordkorea lebten und - das Buch berichtet von 1993 bis ca. 2006 in Nordkorea, offensichtlich immer noch leben. Yeonmi Park berichtet von der Indoktrination der Menschen und der totalitären Kontrolle der Bevölkerung durch die Kim-Diktatur. Sie erklärt eindrucksvoll, warum jung und alt - vor allem im ländlichen Nordkorea - der Juche/Song-un-Ideologie der Kims anhängen und wie perfide detailliert das System von Spionage und Kontrolle ausgefeilt ist. Park berichtet aber auch, wie die Menschen versuchen, durch Schmuggel und Korruption ihren Lebensstandard zu verbessern oder aber schlicht das eigene Überleben zu sichern und welche Gefahren sich daraus ergeben.
Yeonmi Park zeigt auf, wie die Situation in Nordkorea sie belastet, ihr Leben gefährdet und sie schließlich von der Flucht überzeugt. Gleichzeitig stellt sie aber auch dar, wie dramatisch Menschen aus Nordkorea nach ihrer Flucht (nach China) benutzt, missbraucht und geschändet werden.
Das Buch bietet sicherlich keine objektive Betrachtung des nordkoreanischen Lebens, eine Biografie kann auch gar nicht objektiv sein. Es ermöglicht aber einen Einblick in ein ansonsten verschlossenes Land, begleitet Nordkoreaner in der Illegalität (und Angst) in der Fremde und zeigt dabei schonungslos auf, was stalinistisch-gepräge Juche-Indoktrination auf der einen und (illegale) Marktwirtschaft (Menschenhandel) auf der anderen Seite aus einem jungen Mädchen machen.
Für mich ist das Buch eine eindrucksvolle Erfahrung und gewährt in Kombination mit anderen Werken (Schwarze Magnolie, Flucht aus Lager 14, Nordkorea: Innenansichten eines totalen Staates) Einblicke in ein ansonsten völlig verschlossenes Land.