Rezension

Nostalgie, liebevoll, unterhaltend ...

Herbst in Wien -

Herbst in Wien
von Petra Hartlieb

Bewertet mit 4 Sternen

Für Marie und Oskar beginnt eine schwere und unberechenbare Zeit, denn der Erste Weltkrieg bringt für alle Menschen Trauer und harte Entbehrungen mit sich. So steht Marie allein mit Kind im Buchladen und versucht alles am Laufen zu halten. Oskar kehrt verletzt zurück und ist ein Schatten seiner selbst. Die Sorgen werden größer, die Nöte unüberwindbar, aber dann ist Kriegsende und Licht kehrt zurück. Es ist die Zeit um Luft holen, sich der kleinen Dinge bewusster zu werden und neue Wege zu gehen. Das Geschichtskarussell dreht sich weiter und es gibt einiges noch zu erleben. Wie wird es mit der Buchhandlung weitergehen? Sind Marie und Oskar noch immer glücklich? Und was hat Fanni mit den Frauenversammlungen zu tun?

Nun ist es Herbst in Wien und passend dazu gibt es den Abschlussband um Marie und Oskar von Petra Hartlieb. Was habe ich mich in die Geschichte des Dienstmädchens und dem Buchhändler verliebt, was habe ich gebangt, ob sie heiraten dürfen und wie die ersten Ehejahre verliefen. Da ist es wohl klar, dass ich auch dieses Buch einfach lesen musste und außerdem musste ich einfach mal wieder nach Wien. Ob mir die Reise dahin gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Die Geschichte beginnt 1931 mit einem Besuch im naturhistorischen Museum, und hier verbirgt sich so einige kleine Cliffhanger, aber auch den Gedanken, es muss viel passiert sein, aber unserem Liebespaar von einst geht es gut. So kuschelt man sich zurück in den Lesesessel und stürzt sich in das Jahr 1915, wo Oskar von der Front verletzt nach Hause kommt. Marie im Dauerstress und überfordert, aber kämpfend für ihre Familie. So durchwandert dieses Paar noch einige Höhen und Tiefen, leidet, wächst aber auch mehr zusammen und lässt Geschichte der damaligen Zeit wieder präsent werden. Armut, Krankheiten, Hungersnot, Kindstod, Krieg, aber auch die aufblühende Zeit, der Wechsel von Altverstaubten zu neuen jungen Ideen und der Kampf der Frauen für mehr Rechte. Das ist vielleicht nicht unbedingt Maries Kampf, aber Fanni ist dabei und ihre Wege sind ja immer ungewöhnlicher Natur gewesen.

Eigentlich möchte ich nicht mehr verraten, es ist ein Mix aus geschichtlichen Elementen, verwoben mit einer liebreizenden Familie. Petra Hartlieb setzt somit ihre Geschichte weiter und handelt diesmal einen viel größeren Zeitraum ab. Sie lässt viele geschichtliche Aspekte einfliessen, anklingen oder miterleben, soweit es halt die Familie betreffen kann und schließt sogar den Kreis ihrer Jahreszeitenreihe, weil sie Arthur Schnitzler noch ein Mal auftreten lässt. Alles passt zusammen, ist liebevoll arrangiert und lässt einem die Familie nur schwer wieder los, denn da kommen ja noch mehr unruhige Zeiten auf sie zu und es klingt immer wieder, durch das auch diese nicht einfach werden. Aber es ist auch gut, dass nun Schluss ist und wir eine tolle Epoche miterleben durften.

Petra Hartlieb hat mich wieder gut unterhalten, obwohl einfach der erste Band, der mit dem magischen Zauber war und mich einfach eingefangen hat. Die weiteren Bände sind zwar schön, aber einfach nicht wie der erste und leider verriet der Klappentext immer mehr, als wirklich im ganzen Buch passierte. Was für mich okay war, aber eben auch einfach nur nett. So spazierte ich gern mit Marie und Oskar durch ihr Wien nahm an der Familienplanung mit teil und saß mit ihnen am Küchentisch. Es ist wie ein Mitglied einer Familie zu sein, obwohl man nicht wirklich dabei ist. So nehme ich Abschied und weiß, diese beiden schaffen alles, denn da ist viel Liebe mit dabei.

Herbst in Wien hatte viele geschichtliche Aspekte mit im Gepäck und zeigte die harten Zeiten von Krieg auf, aber auch die Lichtblicke. Es war mal wieder wie Heimkommen gewesen. Liebevoll erzählt und nostalgisch unterhaltend.