Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Novelle mit wenig Story, aber viel Sex

Tagebuch der Lust - Ava Pink

Tagebuch der Lust
von Ava Pink

Bewertet mit 2 Sternen

” Er packte mich grob an der Hüfte und hielt mich so fest, dass mir der Atem stockte. Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen seinen Oberkörper, doch sein Griff war wie der eines Schraubstockes. Mit Gewalt presste er seine Lippen auf meine und drängte mir seine Zunge in den Mund. Einen Moment lang wehrte ich mich noch dagegen, denn dieser Anflug von Brutalität erinnerte mich stark an Caleb. Doch anders als mein Ehemann wusste Titus ganz genau, was mich erregte.”

19. Jahrhundert, Atlanta, Georgia, USA, Zeit der Slaverei und Baumwollplantagen
Die junge Victoria wird gezwungen den wesendlich älteren Plantagenbesitzer Caleb zu heiraten um die elterliche Plantage zu retten. Frisch verheiratet schläft er ihr brutal bei und lässt sie alleine. Sie beginnt sich um das Haus und die Sklaven zu kümmern. Unterstützung bekommt sie von ihrer nur wenige Jahre jüngeren Stieftochter Alisha und dem Dienstmädchen Molly. Nachdem sie sich in ihren erwachsenen Stiefsohn Jethro verliebt, aber keinen Ausweg sieht, beginnt sie ein Doppelleben in der oberen Gesellschaft Atlantas. In auffallende Kleider gehüllt und mit Maske erlebt sie als ‘Antoinett’ etliche Stunden der Lust.
Ob die Geschichte um Jethro und Victoria doch noch positiv ausgeht..müsst ihr selber lesen.

Wer die Novelle von Ava Pink liest sollte darauf gefasst sein, dass es hier um eine Erotikgeschichte geht. Es gibt also trotz der geringen Seitenzahl überdurchschnittlich viel Sex, der meistens gut beschrieben ist, allerdings meiner Ansicht nach doch eine Ecke “härter” daherkommt. An sehr rüder Sprache sollte man sich währenddessen also nicht stören.
Generell lässt sich der Schreibstil so gut, flüssig und leicht eingängig lesen, dass man nicht lange für die Geschichte braucht.

Die Charaktere könnten für mich noch etwas mehr ausgearbeitet sein. Hier und da mal einen Satz zur emotionalen Lage der Protagonistin(aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird) hätte sicher nicht geschadet, wären dann doch vielleicht einige Sachen besser erklärt gewesen.
Die Story als solche hätte meiner Meinung nach auch für ein ganzes Buch gereicht, so kommen mir die Charaktere leider etwas flach vor und einige Sachen sind mir einfach zu unlogisch. Klar, kann man sich denken warum Viktoria so handelt, aber ich will mir das nicht denken müssen, ich will es lesen und wissen. Und die tatsächliche Liebesgeschichte mit Jethro kommt mir hinter all dem Sex einfach ein paar Seiten zu kurz, zu plötzlich “heile Welt”.
Ganz toll beschrieben finde ich dafür das Plantagenleben, die Zeit in der die Geschichte spielt kommt trotz der Kürze gut beim Leser an.

Fazit: Eine durchaus brauchbare Novelle für zwischendurch. Mir sind die Charaktere und deren Entwicklung leider etwas zu seicht, selbst für dieses Genre.