Rezension

Nun kommt mal ein Mann zu Wort

Der gekränkte Mann -

Der gekränkte Mann
von Tobias Haberl

Bewertet mit 3 Sternen

In diesem Buch will Tobias Haberl einen teilweise als aggressiv empfundenen Feminismus mit männlicher Identität versöhnen.

Anhand seiner eigenen Biografie versucht der Autor das Lebensgefühl nachzuzeichnen, dem viele Männer nachstreben und erklärt, was ihn als heranwachsenden Menschen und auch jetzt noch an Maskulinität fasziniert und ereifernswert scheint.
Obwohl Haberl überwiegend mit den Forderungen des Feminismus nach Gleichberechtigung konform geht, sind seinem Empfinden nach im Moment die Leute verrückt nach Büchern, die den Untergang einer männlich dominierten Zivilisation beschwören. Ganz oft kritisiert Haberl eine Grundstimmung, nach der Männer Scham empfinden sollen. In dieser Hinsicht wünscht er sich einen anderen Umgang; man solle man mit diesen Männern Geduld haben, statt sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Man sollte sie ermutigen, in eine Zukunft aufzubrechen, die auch ihnen gefallen könnte.

Habe ich nach dieser Lektüre Verständnis für das im Untertitel propagierte “Auslaufmodell”? Ich muss ehrlich sagen: Nicht wirklich. Ich tue mich schwer mit Zitaten wie "Wir legen den Schwerpunkt stark auf das schlechte Verhalten Einzelner, wollen Individuen bestrafen, anstatt strukturelle Veränderungen herbeizuführen." Strukturelle Veränderung beginnt vor allem in der Veränderung einzelner Individuen, auf männlicher wie weiblicher Seite – denn sonst wäre unsere Gesellschaft nicht in diesem Klima feministischer Forderungen. Und da, wo Mann einfach mal kurz innehalten, nachdenken und dann mit einer wohlüberlegteren Handlung oder Worten auftreten sollte, kommt Mann möglicherweise nicht in die Situation sich schämen zu müssen.
Insgesamt nicht uninteressant, sich nach viel feministischer Lektüre auch mal in eine männliche Sichtweise zu lesen, aber in meinem Fazit hat sie mich nicht zur Erleuchtung geführt.