Rezension

"Nur, wer sich tief bückt, wird hoch belohnt." (Seite 191)

Unter deutschen Betten - Justyna Polanska

Unter deutschen Betten
von Justyna Polanska

Bewertet mit 3 Sternen

Im Buch erzählt die polnische Putzfrau Justyna Polanska über ihr Leben und Dasein als Putzfrau in Deutschland.

Ja, von dem Buch hatte ich schon länger mal gehört und so war es wirklich nett, dass es mir nun in der Bücherei über den Weg gelaufen ist. Was ja auch beim Cover ganz nett gemacht ist, ist der Hinweis auf der Buchrückseite: "Rubbeln Sie mit der bloßen Hand über den Titel und erleben Sie ihr weißes Wunder." - Bei meinem Exemplar geht das nicht, denn es ist, da Bücherei-Exemlar, in Folie verpackt. Ansonsten verändert sich hier aber wohl die schwarze Schrift von "Unter deutschen Betten" - in weiße Schrift. Sauber geputzt halt... ;)

Nun ja. Die Geschichte des Buches, am Leben der Putzfrau Justyna teilzunehmen bzw. eben interessante und kuriose Putzjobs bzw. Menschen kennen zu lernen, hat mir gut gefallen, mich wirklich angesprochen. Bis man im Buch jedoch erstmal was über die von ihr wohl durch Schwarzarbeit durchgeführten Putzjobs liest, erzählt sie erst einmal ein bißchen was über ihr bisheriges Leben in Polen etc. Auch weiterhin geht es im Buch immer mal wieder um ihr Privatleben, ihren Mann, ihre Hochzeit. Nun ja, nett zu wissen, aber meiner Ansicht nach hat das mit dem Hauptthema nicht so sonderlich viel zu tun. Aber es füllt eben auch gut Seiten... *hüstel*

Schwarzarbeit, ja. Im Buch ist einmal die Rede davon, es wird weiterhin nicht großartig eine Aussage darüber gemacht, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass sie ihre Arbeit weiterhin "schwarz" - also ohne sozialversicherungsrechtliche-lohnsteuertechnische Anmeldung betreibt... am Staat vorbei... Dass ich in meinem Job davon nicht viel halte, nun ja... Entsprechend gehe ich auch davon aus, dass die Dame sich mit diesem Namen ein Pseudonym zugelegt hat. (sehr interessant hier übrigens der Wikipedia-Artikel, der noch etwas anderes besagt... äh... ja... http://de.wikipedia.org/wiki/Justyna_Polanska )

Sprachlich ist das Buch sehr gut verständlich, es kommen kaum Fremdwörter vor, ist gut und leicht zu lesen, keine großartige literarische Kunst. Unterhaltsam teilweise schon, da kann ich nicht klagen. Bis das Buch allerdings in Laufen kommt, nun ja. Die Geschichten sind teilweise wirklich skuril, manchmal kann man nur den Kopf schütteln.

Aber auch über die Sicht von ihr als Putzfrau: Sie wünscht sich Aufmerksamkeit. Ja, das ist verständlich und auch annehmbar. Sie wünscht sich, dass man ihr bei Hitze etc. eben auch ein Glas Wasser anbietet. Auch das kann ich noch nachvollziehen. Aber dann hörts bei mir eben auch auf. Sie schreibt über erhaltene Weihnachtsgeschenke, wie z.B. eine Packung Lebkuchen vom Vorjahr. (Gut, eine aktuelle wäre wirklich nett gewesen.) Oder aber auch über einen 5-Euro-Gutschein für H&M. Ihr Kommentar dazu: "Reicht für einen Haargummi..." - ganz ehrlich: ich finde sowas dreist. Meiner Ansicht nach besteht kein Anspruch auf ein Geschenk, sollte man da nicht genügsam sein, sich über die Dinge, die man bekommt freuen? Klar, von 5 Euro kriegt man keine neue Jeans, aber - hey, 5 Euro sind doch besser als nichts? Überhaupt beschwert sie sich hier sehr, was mir einfach nicht gefallen hat. Für meine Arbeit bedankt sich auch niemand großartig... überhaupt - wo wird man mit Lob etc. überschüttet?

Diese Undankbarkeit (meiner Ansicht nach kommt es da NICHT auf ihre Nationalität an!) finde ich einfach ein Stück weit dreist, denn solche Ansprüche zu stellen, wo sie ihren Lohn sowieso schon brutto wie netto erhält, nun ja... (ich gehe davon aus, dass sie sämtliche Jobs "schwarz" erledigt...)

Diese Ansichten, die zum Schluss des Buches vorkamen, haben mich von der anfänglichen Begeisterung über die geschilderten, amüsanten Geschichten, heruntergeholt. Ich fand zwar auch die enthaltenen Putztipps ganz nett, aber mein Gesamturteil fällt mit3 von 5 Sternen und einer unentschlossenen Empfehlung nur mittelmäßig aus.