Rezension

Oberflächlich und klischeebeladen

Jake Djones und die Hüter der Zeit - Damian Dibben

Jake Djones und die Hüter der Zeit
von Damian Dibben

Bewertet mit 2 Sternen

Meine Güte, was musste ich mich zum Ende hin zwingen, das Buch weiterzulesen! Dabei hatte alles so gut angefangen ...

Mitten in einem der schlimmsten Stürme, die je über England getobt haben, wird der 14jährige Jake Djones auf dem Heimweg von der Schule entführt. Zwei schweigsame Herren haben ihn in einen Bentley gezerrt und fahren mit unbekanntem Ziel davon. Wow, das war doch mal ein Einstieg! Ich war sofort mitten in der Geschichte drin, saß mit Jake grübelnd auf dem Rücksitz und fragte mich, was da nun kommen möge. Das erste Mal stolperte ich, als Jake allen Ernstes seinem Entführer HILFT: Jake will fliehen, kann sich losreißen, sein Entführer fällt hin ... Ja, und da wird Jake gleich zum Gutmenschen und hilft dem armen Mann wieder auf die Beine. Würde ich in so einer Situation nicht einfach die Beine in die Hand nehmen und RENNEN???

Nun gut, die nächste Passage fesselt mich wieder, es geht hinab in unterirdische Räume und Büros. Der Autor beschreibt ganz famos die Umgebung, das Kopfkino springt an und ich tausche wieder in Jakes aus den Fugen geratene Welt. Alles muss auch ganz schnell gehen, man steht kurz vor dem Aufbruch.

Ich stolpere wieder, gerate diesmal arg aus dem Takt. Jake steht mit seiner Tante minutenlang auf dem Schiff, während sie ihrem Neffen nähere Einzelheiten zum Verschwinden von Jakes Eltern offenbart. MOMENT. Tobt nicht immer noch einer der schlimmsten Stürme Englands??? Und da stehen die beiden in ein ernstes Gespräch vertieft und werden - ja, was? Nass? Vom Winde verweht? Auf jeden Fall ist keine Rede mehr von den Konsequenzen, die so ein Unwetter auf Personen hat, die draußen stehen.

Derartige Ungenauigkeiten passieren dem Autor ständig, zumindest mir sind sie unangenehm aufgefallen. Figuren können z.B. tagelang wachbleiben und agieren wie sonst auch. Eine Kutschfahrt über die Alpen dauert nur einen Tag. Die Zeitreisenden sollen in der Vergangenheit möglichst wenig auffallen - aber ein Chara schleppt überall seinen großen bunten Papagei auf seiner Schulter mit hin ... So etwas stört mein Logikempfinden ungemein und ärgert mich!

Ein weiteres Manko sind die oberflächlichen und leider auch sehr klischeebehafteten Charaktere. Jake ist natürlich der Durchschnittsjugendliche, der im Laufe der Geschichte über sich hinauswächst. Topaz ist die 14jährige Überschönheit, Charlie der etwas merkwürdige Technikfreak mit geklebter Brille (Harry!!!) und Papagei und Nathan ist GANZ FURCHTBAR!!! 16 Jahre alt, eitel bis in die Haarspitzen und immer mit einem coolen Spruch auf den Lippen im Angesicht des Todes. Manchmal haben sich mir die Zehennägel aufgerollt! Auch die Nebencharaktere können nicht überzeugen.

Erstaunlich ist auch, dass die Jugendlichen komplette Agenteneinsätze eigenverantwortlich durchführen dürfen - auch wenn das Schicksal der kompletten Menschheit davon abhängt ...

Die Bösewichte sind komplett unglaubwürdig. Leider haben sie auch keinerlei Profil, alle sehen arrogant, kalt, blass, hässlich, extravagant aus und halten sich durchweg für etwas Besseres. Von Hauptbösewicht Prinz Zeldt wird zwar immer wieder gesagt, wie unsagbar grausam er sei - aber dabei bleibt es auch. Ich konnte seine Bosheit nirgends spüren, höchstens ein wenig Größenwahn - wahrscheinlich liegt es daran, dass er seine Pläne so schlampig durchführt. Auch Mina Schlitz, die 14jährige Handlangerin Zeldts, ist dermaßen überzeichnet, dass ich nur mit den Augen rollen konnte. HALLO, sie ist 14!!!

Es erübrigt sich zu sagen, dass ALLE Konflikte und brenzlige Situationen natürlich (auf-)gelöst werden und gut ausgehen ...

Aufgrund des lebendigen und bildhaften Schreibstils gibt es noch

2 von 5 Sterne von mir.