Rezension

Ohne Worte ... dieses Buch muss man selber gelesen haben ...

Wir müssen über Kevin reden - Lionel Shriver

Wir müssen über Kevin reden
von Lionel Shriver

Bewertet mit 5 Sternen

Junge, Junge, Junge, das war heftig! Ich habe lange mit mir gehadert und überlegt, wie ich diesen Roman, der ausschließlich in Briefform gehalten ist, bewerten soll. Schlussendlich habe ich mich für die Bestnote entschieden, aller Längen zum Trotz.

Der Klappentext verrät bereits den schockierenden Inhalt des Buchs. Es geht natürlich um Kevin, der in seiner Schule mehrere Menschen tötet. Aber es geht auch um seine Eltern, sein Umfeld und sein Aufwachsen an sich. Was war hier schiefgelaufen? Wer hätte was besser machen können? In vielen, vielen Briefen an ihren Mann versucht Eva genau diese Fragen und dieses Trauma aufzuarbeiten. Mir ging es wie sicher einigen anderen Lesern auch, man musste sich erst einlesen in diese etwas eigenwillige Schreibform. Schließlich mutierte das Geschriebene aber mal wieder zu einem Roman mit der berühmten Sogwirkung, der mich nicht mehr losließ. Man kommt nicht umhin, Vergleiche mit seinem eigenen Leben zu ziehen. Und ich habe mich immer wieder ertappt, wie ich selbst verurteilen wollte. Mal die Mutter, mal den Vater, doch im Endeffekt war jeder und gleichzeitig niemand schuld. Beim Lesen bekam ich Gänsehaut bezüglich Kevins ausgeprägter Gleichgültigkeit, die bis zur totalen Gefühlskälte mutierte. Die Eltern, besonders Eva, fochten einen Kampf gegen Windmühlen.

Definitiv keine leichte Kost, die noch lange nachwirkt. So musste auch ich das Buch erstmal sacken lassen, bevor ich mich an die Rezension machen konnte. Trifft bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber mich hat es berührt und gleichzeitig erschüttert und nun bin ich sehr gespannt auf die Verfilmung, die schon für einen verregneten Sonntagnachmittag bereit liegt. Fünf Sterne mit einer bedingten Leseempfehlung. Wie ich schon sagte, das Buch ist sicher nicht für jedermann.