Rezension

Ohne Zeit an keinem Ort

Vor hundert Jahren und einem Sommer
von Jürgen-Thomas Ernst

Bewertet mit 4.5 Sternen

>>Vor hundert Jahren und einem Sommer<< von Jürgen-Thomas Ernst

Vor hundert Jahren und einem Sommer wird Sofie ungewollt Schwanger und das war damals eine Schande wenn man nicht verheiratet war. Sie verlässt ihr Dorf, bevor man sieht das sie Schwanger ist und bekommt ihr Kind weit weg von zu Hause. Sofies Tochter Annemie kommt sehr früh in eine Pflegefamilie, zu ihren Zieheltern, damit ihre Mutter ihr Leben und ihre Arbeit wieder aufnehmen kann, ohne das die Leute etwas davon Ahnen, als sie wieder in ihr Dorf zurück gekommen ist. Bei den Zieheltern wächst Annemie an der Seite von Jonathan auf, der wie ein Bruder ist und die Zieheltern bemühen sich den Kindern gute Eltern zu sein. Annemie ist aber über die Trennung von ihrer Mutter sehr traurig und macht es den Zieheltern nicht gerade leicht. Ab und zu sieht sie ihre Mutter und genießt diese Momente und kann ja nicht verstehen warum sie nicht bei ihrer Mutter aufwachsen kann. Ich will gar nicht zu viel verraten, deshalb schreibe ich nichts weiter zum Inhalt. Die Geschichte, oder ich sehe es ein bisschen als Märchen, geht um Annemie. Ihre Kindheit, wie sie Erwachsen wird und was ihr das Leben bringt. Viele Schicksalsschläge bringen sie immer weiter in den Süden, bis sie die Sehnsucht wieder nach Hause in das Dorf der Kirschen  bringt.

Der Schreibstil war anfangs für mich nicht leicht, auch das der Autor nur wenigen einen Namen gibt und dafür aber um so mehr die Orte und die Natur beschreibt. Die liebe zu den verschiedenen Jahreszeiten, die er bis ins kleinste Detail beschreibt, hat meiner Meinung nach, die Protagonisten des öfteren in den Hintergrund gedrängt. Mir hätte es besser gefallen wenn die verschiedenen Personen etwas lebendiger gewesen wären. Diese Schreibweise ist eigentlich nicht so meine Richtung, daher fand ich einiges dann doch etwas langatmig. Nachdem ich dann doch endlich Zugang zu der Geschichte gefunden habe, hat sie mir sehr gut gefallen, auch wenn eben vieles zu ausgeschmückt auf mich gewirkt hat und ich manches nicht richtig beim lesen verstanden habe.

Irgendwie ist das Buch trotzdem etwas besonderes, da Ort und Zeit hier wirklich keine Rolle spielen und der Leser in einer andere Welt erwacht. Das Ende hat es dann für mich herausgerissen und ich bin wirklich froh, das ich mich durch die ersten Kapitel gekämpft habe um endlich von der Geschichte gepackt zu werden.

4,5 Sternchen und eine klare Lese Empfehlung