Rezension

Berührendes Schicksal

Vor hundert Jahren und einem Sommer
von Jürgen-Thomas Ernst

Bewertet mit 5 Sternen

Annemie wird als uneheliches Kind geboren. Zu der damaligen Zeit galt dies noch als Schande und so wuchs Annemie bei Zieheltern auf. Ihre leibliche Mutter versuchte Annemie an den Wochenenden zu besuchen, was jedoch gerade im Winter oft an den Wetterverhältnissen scheiterte.
Neben ihr gibt es noch einen weiteren Ziehsohn. Jonathan.

Die beiden verbringen eine harmonische Kindheit im Dorf der Kirschen, bis sich ihre Wege als junge Erwachsene trennen. Ammelies weitere Zukunft verläuft mit einigen Tiefschlägen, doch sie gibt niemals auf und kommt aus jeder Niederlage gestärkt hervor.

Einige Jahre später treffen sich Jonathan und sie im Dorf der Kirschen wieder. Von allen verspottet und belächelt bauen sie ein Glashaus um einem reichen Fabrikanten schon vor dem 15. März reife Kirschen zu bringen. Das Experiment gelingt und die zwei stehen endlich auf der Sonnenseite des Lebens.

Da kommt der Krieg und wieder muss Ammelie mit Schicksalsschlägen fertig werden und ihre Stärke einmal mehr unter Beweis stellen.

Dem Autor ist hier ein kleines, außergewöhnliches Meisterwerk gelungen.

Blumig jedoch nicht kitschig, ausschweifend jedoch nie den Faden verlierend schreibt er auf eine einzigartige Weise den Lebensweg von Amelie auf.
Ohne große wörtliche Rede, aber dafür mit vielen leisen Tönen die in einer bildlichen Sprache verlaufen konnte ich mich voll und ganz in die Geschichte sinken lassen.
Ein Buch, das aus der Masse heraus sticht und darum noch lange im Gedächtnis bleiben wird.