Rezension

Opfer für Cernunnos

Keltenmord - Alexander Lorenz Golling

Keltenmord
von Alexander Lorenz Golling

Bewertet mit 3 Sternen

Der Journalist Tom Berger will ein paar Tage entspannen und hat sich das bayerische Örtchen Leitenacker als Erholungsort ausgesucht. Doch die Dorfbewohner verhalten sich merkwürdig und es gibt rätselhafte Todefälle, die angeblich auf einen Fluch zurückzuführen sind. Berger wittert eine Story, doch die Dorfbewohner mögen keine neugierigen Fragen.

Alexander Lorenz Golling, Jahrgang 1970, begann 2012 mit dem Schreiben von düsteren Gruselromanen. Sein Erstling war „Die letzte Rauhnacht“ und erschien 2014. Der vorliegende Roman wurde 2015 veröffentlicht. Seither sind „Und es wurde finster“ und „Racheengel“ erschienen.

Es fällt mir schwer, eine gerechte Bewertung zu diesem Roman abzugeben. Am liebsten hätte ich ihn etwa in der Mitte abgebrochen. Dann jedoch nimmt die Geschichte deutlich an Fahrt auf und wird am Schluss richtig spannend.

Tom Berger ist an einem Punkt, wo er mit sich und seinem Leben nicht zurecht kommt. Er sucht Antworten im Alkohol. Diesen Umstand nutzt Alexander Lorenz Golling und beschreibt teilweise surreale, teilweise gruselige Szenen, bei denen nicht klar ist, ob sie auf den erhöhten Alkoholkonsum zurückzuführen sind, ob die Dorfbewohner ihre Finger im Spiel haben oder ob Licht- und Windverhältnisse dem Protagonisten etwas vorgaukeln.

Die Mythen, Sagen und Legenden um die keltischen Vorfahren in dieser Ortschaft spielen eine wichtige Rolle, im Mittelpunkt steht dabei Cernunnos, der „Gehörnte“, der auf einen keltischen Gott zurückgeführt wird und als Fruchtbarkeitsgottheit angesehen wird.

Dazu passt die von Alexander Lorenz Golling beschriebene hügelige Landschaft sehr gut. Lichte Laubwälder wechseln sich mit dunklen Nadelwäldern ab, die zu düsteren Ton des ganzen Romans passen.

Die Protagonisten bleiben im wesentlichen rätselhaft und undurchschaubar, Tom Berger ist einfach nur unsympathisch. Er verhält sich unmöglich, nicht nur, aber vor allem Frauen gegenüber. Seine Freundin Klara passt zu ihm: sie ist labil und hat große Probleme, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Das gelingt ihr jedoch am für sie versöhnlichen Ende und lässt hoffen, dass es ihr auch künftig besser gehen wird.

Das Cover mit der düsteren Nachtszene und dem Raben, der eine besondere Bedeutung hat, passt perfekt zum Inhalt.

Fazit: ein Roman für alle, die gruselige Szenen und ein insgesamt düsteres Setting lieben