Rezension

Ostalgisch in Sachsen unterwegs, m.E. nur für eingeweihte

Wir sind nicht nachtragend ..., wir vergessen aber auch nichts. -

Wir sind nicht nachtragend ..., wir vergessen aber auch nichts.
von Uwe Steimle

Bewertet mit 2 Sternen

Nein, der Name Uwe Steimle sagte mir bis dato nichts. Und nun halte ich sein Buch in den Händen „Wir sind nicht nachtragend … aber wir vergessen auch nichts“. Dabei fällt mir zunächst auf, dass nicht nur der Schutzumschlag aufwendig gestaltet ist, das Buch an sich mit seinem Foto, dass über die Umschlagseite 1 und 4 ziert, so etwas ist selten geworden. Das Schmuckbändchen, das man nutzt, um sich zu erinnern, auf welcher Seite man zuletzt verweilte, soll die Aufmerksamkeit ums Äußere beenden.

Als ich auf dem Innenklappentext las, er ist mein Jahrgang, war mir klar, auch er ist ein Babyboomer. Dann die kurz umrissene Historie über den Werdegang des Autors. Erst da bin ich hellhörig geworden, wollte mir aber zunächst einen Eindruck darüber verschaffen, über was der „Zauberer von Ost“ schreibt. Die ersten Abschnitte, Sätze, Fragmente: abgehackt. Satirisches kann ich nicht erkennen. Vielleicht fehlt mir da der Blick darauf. Ich lese nur ernsthaftes, hilfloses, ob der Widrigkeiten des Lebens. Das kann einen schnell überfordern, ob man nun bekannt ist oder nicht. Sicher, als Sachse ging ihm der Diebstahl im Grünen Gewölbe stark an die Nieren. Aber das und die Hintergründe dabei ging vielen Menschen ebenfalls sehr zu Herzen. Dafür muss man nicht an einem bestimmten Ort geboren sein.

Abzunehmen ist ihm die Liebe zur Heimat, der Blick darüber hinaus allerdings kommt mir zu kurz. Verhaftet in der Vergangenheit kommt er mir vor, die uns alle in gewisser Weise prägt, geprägt hat, und prägen wird. Die Kunst im Leben ist es, darüber hinaus das Unbekannte zuzulassen und der Mut, es kennenzulernen. Manche Angst steht uns dabei im Wege. Und natürlich die prägenden Erfahrungen. Dass wir das den Menschen nicht hinreichend genug zubilligen, das lese ich auch in diesem Buch heraus. Mehr Zeit, für jeden Einzelnen im passenden Maß, das gönnt die Welt und die Führenden, egal wo und wie, niemanden.

Angeprangert wird vieles, das eine ist zu viel, das andere zu wenig, Nie ist alles schlecht in einem Unrechtsstaat, doch wenn das Unrechte überwiegt, dann kommen die Veränderungen. Dem einen zu schnell, dem anderen nicht schnell genug. Und wenn der Autor liest, dass mein Mädchenname ebenfalls Hofmann ist, oh je, dann kommen wohl gleich wieder ungute Erinnerungen in ihm hoch. Nicht nur in Sachsen nannte man die Frau, die einen auf die Welt brachte Mutti. Vielleicht liegt es daran, dass die Vergangenheit vieler Menschen, auch hier im Westen, im Osten liegt. So manches Gericht, das er beschreibt, ist mir nicht fremd.

Es wird immer wieder vermittelt, auch vom Autor, dass die deutsche Sprache vermischt wird mit Begrifflichkeiten aus dem Ausland. Verkannt wird dabei, dass früher bei Hofe das Französische gesprochen wurde, damit der gemeine Pöbel nicht mitbekam, was da gesprochen wurde. Daher wurden und werden, gerade auch in Grenznähe Worte in die deutsche Sprache integriert. Jüdische Ausdrücke haben sich ebenso wie englische und lateinische eingebürgert und werden das auch immer tun. Genauso wie deutsche Worte in anderen teilen dieser Erde genutzt werden. Vor allem in Ländern, die bei Deutschen als Auswanderungsland beliebt sind.

Der Sprachfluss ist holprig, es liest sich oftmals, als wenn Steimle auf der Bühne steht. Das nimmt einem die Freude darüber, ein Buch zu lesen. Natürlich habe ich auch gegoogelt und da so einiges gelesen. Um ganz deutlich zu sein, seine Meinung ist nicht die meine. Ich kenne keines seiner Fernsehauftritte, vielleicht schaue ich mal gezielt nach einem Polizeiruf, um mir zumindest ein Bild von seinen Schauspielerqualitäten zu machen. Seine Heimatverbundenheit habe ich bereits erwähnt, was ich vermisse sind die anderen Bundesländer der ehemaligen DDR, die nicht wirklich ihren Auftritt hier haben. Geschichten aus der Vergangenheit prägen die Kapitel, wobei auch er sich Fragen über seine Familie stellt. Und womöglich nie eine Antwort erhalten wird.

Im Netz gibt es reichlich über den Autor zu finden.