Rezension

Packend, verstörend und durchweg spannend!

Der Pakt - Bis dass der Tod uns scheidet - Michelle Richmond

Der Pakt - Bis dass der Tod uns scheidet
von Michelle Richmond

Was für ein grandioses Buch!

Ich habe es am Stück, ohne Pause verschlungen, das sagt ja wohl alles.

Im Vorfeld hatte ich kleine Bedenken, dass das Buch unter Umständen etwas langatmig werden könnte, denn bei 560 Seiten und einem Thriller, wo ich dauerhafte Spannung erwarte, könnte es schwierig werden, diese auch bis zum Ende zu halten.

Ich hatte jedenfalls Spannung vom ersten bis zum letzten geschriebenen Wort. Die Geschichte ist rasant in ihrer Handlung geschrieben, obwohl sie gleichzeitig eine gewisse Ruhe aus strahlt. Keine Ahnung, wie die Autorin das gemacht hat, aber sie hat es vollbracht.

Michelle Richmond hat es wirklich drauf, mich als Leser mitzunehmen und an ihr Buch zu binden. Sicher lag das zum Teil an der interessanten Thematik, die zwar schon in ähnlicher Form öfter da war, deren Umsetzung aber anders und absolut gelungen ist, zum größten Teil lag es aber ganz bestimmt an Alice und Jake.

Die Autorin hat mit den beiden ein wirklich tolles Protagonistenpaar erschaffen. Wir erfahren von der Fußsohle bis in die Haarspitze alles von ihnen, erleben ihre befremdlichen und schockierenden Erfahrungen mit dem Pakt hautnah mit und sind am Ende fast traurig, dass wir 2 liebgewonnene Menschen wieder ziehen lassen müssen.

Jake erzählt uns seine und Alice Geschichte. Er kann das sehr gut, denn er ist Therapeut und hat so eine besondere Art an sich, die man einfach mag, weil er so natürlich „normal“ denkt, man ihn einfach versteht und sich in seinen Gedanken auch selber wieder findet. Gleichzeitig bekommen wir durch ihn, natürlich auch verbunden mit dem „Pakt“, die Institution Ehe durchleuchtet, durchleben mit ihm seine Ängste, seine Liebe zu Alice, seinen Mut und seine Zweifel.

Man fiebert einfach auf der ganzen Linie mit, fragt sich dauerhaft, wohin das alles mit dem „Pakt“ noch führen soll, ob es irgendeine Grenze gibt oder generell irgendeinen Ausweg für Jake und Alice.

Alice ist erfolgreich in ihrem Job als Anwältin und arbeitet fast rund um die Uhr. Hier sind die klassischen Mann-Frau-Klischee-Rollen vertauscht, was ich großartig fand.

Über den „Pakt“ an sich mag ich gar nicht viel sagen. Wie seine abartigen Machenschaften von statten gehen, solltet ihr selber heraus finden. Nur so viel: Ist er einmal ins Rollen gekommen, gibt es kein Stoppen mehr.

Es war erschreckend, verstörend und beängstigend zu lesen, was „Der Pakt“ mit einem jung verheirateten Ehepaar anstellt, wie er es verändert und unter Druck setzt.

Noch erschreckender an dieser Stelle war, dass sich alles so gut durchdacht und real hat lesen lassen, obwohl es einfach nur durch und durch abgedreht war. Verwirrenderweise ist sogar im Grundsatzgedanken Verständnis aufgekommen. Verrückt was?

Für mich war dieses Buch sowohl ein packender und spannender Thriller, als auch ein Buch zum Nachdenken über die Ehe, Gleichberechtigung innerhalb der Partnerschaft, Zwänge, Ängste und generell die Fragen: Wie weit würde man gehen um eine Ehe zu erhalten? Wie weit befolgt man Regeln, die jenseits einer gesunden Vorstellung sind?

Genau diese Frage hat sich die Autorin übrigens auch gestellt, ehe sie dieses Buch geschrieben hat.

„Ich wollte erforschen, wie normale, gebildete Menschen reagieren, wenn sie extremer Kontrolle unterworfen werden. Was passiert, wenn ein vernünftiger Mensch sich gegen Regeln und Vorschriften wehrt, die vollkommen unvernünftig sind? Wie bekämpft man eine Autorität, die ihre eigene undurchschaubare Sprache erfindet und ein verschlungenes Regelwerk aufstellt, das unmöglich zu befolgen ist?“

(Zitat Michelle Richmond im Gespräch aus dem Buch „Der Pakt“)

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Fazit

Ein spannender, packender und durchweg fesselnder Thriller, der rasante Ereignisse bietet und dennoch eine gewisse Ruhe ausstrahlt.

Vorzugsweise ist „Der Pakt“ eher für Menschen geeignet, die die Ehe oder eine Partnerschaft kennen, da sie sich so sicher noch besser in die Geschehnisse und Ereignisse von Alice und Jake hineinversetzen können.

„Der Pakt“ ist verstörend, steckt voller Gesetze, die man unmöglich einhalten kann und es gibt kein Entkommen, wenn man ihn erst mal eingegangen ist.