Rezension

Packender, gut recherchierter historischer Roman über die skrupellose Familie Borgia und Papst Alexander VI.

Im Schatten des roten Stieres -

Im Schatten des roten Stieres
von Sylvia Klinzmann

Bewertet mit 5 Sternen

Bisher waren mir nur die Medici als einflussreiche Familie in Italien ein Begriff. Dank dieses historischen Romans kenne ich nun die Borgias und ihre Gier nach mehr Macht. In diesem Buch habe ich nicht nur mehr über das Italien des späten 15. Jahrhunderts gelernt, sondern wurde auch wunderbar unterhalten. Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks lesen.

Darum geht's in »Im Schatten des roten Stieres«:

»Rom, 1497. Die schöne, wohlbehütete 15-jährige Alessia Bertorelli de Salvatierra verliebt sich unsterblich in den begabten Maler Giacomo, dem sie Modell sitzt. Die beiden wollen heiraten. Alessias Vater Alvaro ist ein bekannter Anwalt, der sich mit der Familie - nach der Flucht vor der Inquisition aus Spanien - in Rom ein neues Zuhause aufgebaut hat.

Doch die Vergangenheit holt ihn ein. Er ist der uneheliche Sohn des machtgierigen und vor nichts zurückschreckenden Rodrigo Borgia, der vor fünf Jahren zum Papst Alexander VI. gewählt wurde.

Und plötzlich erleben die Bertorellis hautnah, allen voran Alessia, was es bedeutet, Mitglied dieser skrupellosen Renaissancefamilie zu sein. Der Schatten des roten Stieres, das Wappenzeichen der Borgias, ist einfach überall.

Alessia muss um ihre Liebe kämpfen, sich gegen Intrigen, Unterdrückung und den brutalen Willen ihrer Verwandten wehren und wird trotzdem zum Spielball im politischen Machtgefüge der Borgia. Wem kann sie überhaupt noch vertrauen?

Das Buch ist eine Reise nach Italien Ende des 15. Jahrhunderts: Das Zeitalter von Da Vinci und Michelangelo - und Rodrigo Borgia und seiner machtgierigen Familie. Sein Regiment als Papst Alexander VI. ging als das denkwürdigste Kapitel der katholischen Kirche in die Geschichte ein.«

Original-Klappentext

 

Meine Meinung:

Den Schreibstil der Autorin empfand ich als sehr angenehm und packend. Es gab nur wenige, kleine Längen, wenn zum Beispiel ein Ort in Rom beschrieben wurde, ansonsten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Geschichte wird durch die unterschiedlichen Perspektiven richtig lebendig, und als Leserin hatte ich das Gefühl, ganz nah dabei zu sein.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten, was mir beim Lesen besonders wichtig ist. Im Laufe der Geschichte änderte sich das Bild, das ich von einigen Figuren hatte, und ich konnte mir einen immer vertiefteren Eindruck von ihnen machen. Bei der Vielzahl an Perspektiven, die das Buch bietet, konnte ich nicht wirklich eine tiefere »Beziehung« zu einem Charakter aufbauen, was ich bei dieser Geschichte jedoch nicht gross vermisst habe.

Die Geschichte rund um Alessia, ihre Familie und die Borgias war sehr spannend. Während des Lesens tauchten bei mir immer wieder neue Fragen und Vermutungen auf, weshalb ich es jeweils kaum abwarten konnte, weiterzulesen und Anworten zu finden. Die Spannung steigerte sich vor allem gegen Schluss, und für einen Moment musste ich befürchten, dass es kein Happy End geben würde. Wie die Geschichte tatsächlich endet, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Neben der einflussreichen Familie Borgia, dem damaligen Leben in Rom und im Vatikan oder um Standesunterschiede geht es in diesem Roman auch um die Liebe, Familie, Geschlechterbilder des 15. Jahrhunderts, die Inquisition, Machtgier und Skrupellosigkeit sowie Werte und Moral. Bei der einen oder anderen Szene musste ich ein paar Mal schlucken, da sie so realitätsnah beschrieben wurden. Dadurch wurde gleichzeitig die grosse Recherchearbeit der Autorin sichtbar, die ich an dieser Stelle hervorheben möchte. Ergänzt wird die Geschichte mit einigen italienischen und historischen Begriffen.

 

Fazit:

»Im Schatten des roten Stieres« ist ein ergreifender, gut recherchierter historischer Roman. Nicht nur habe ich viel über die Familie Borgia erfahren, ich fühlte mich auch sehr gut unterhalten und habe an der einen oder anderen Stelle richtig mit den Charakteren mitgefiebert. Dafür gibt es verdiente fünf von fünf Sternen.